Eva von Redecker (geboren 1982 in Kiel) ist eine deutsche Philosophin, Autorin und Publizistin.
Eva von Redecker hat ihre Kindheit auf dem Biobauernhof der Eltern in Kosel[1] verbracht.[2] Nach dem Abitur am Jungmann-Gymnasium in Eckernförde studierte sie in Kiel, Tübingen, Cambridge und Potsdam Philosophie, Germanistik und Geschichte.[3] Studien der Medizin und des Lehramts brach sie ab. Das Studium schloss sie 2009 mit dem Magister ab.[4]
Zwischen 2009 und 2019 war von Redecker wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für praktische Philosophie/Sozialphilosophie der Humboldt-Universität Berlin. Sie hat ab 2017 als stellvertretende Direktorin das Center for Humanities and Social Change mitaufgebaut. Von 2013 bis 2014 war sie als Gastwissenschaftlerin am philosophischen Institut der Universität Cambridge (UK). Ihr Mentor dort war Raymond Geuss.[5] Im Wintersemester 2015/2016 lehrte von Redecker als Gastdozentin an der New School for Social Research in New York. Sie hat seit Ende 2020 eine Marie-Skłodowska-Curie-Fellowship an der Universität Verona inne und forscht in diesem Rahmen zum autoritären Charakter.[6] Eva von Redecker ist assoziiertes Mitglied des Zentrums für transdisziplinäre Geschlechterstudien der Humboldt-Universität Berlin.[7]
Im Rahmen der COVID-19-Pandemie trat Eva von Redecker als Erstunterzeichnerin der Zero Covid Kampagne für eine Zero-Covid-Strategie ein[8], welche das Ziel verfolgte, Corona zu eliminieren.[9]
Redecker wurde christlich erzogen und bezeichnet sich als Atheistin. Sie lebt in der Prignitz.[10]
Von Redeckers Forschungsthemen liegen an der Schnittstelle von Kritischer Theorie und feministischer Philosophie. Thematisch handeln ihre Publikationen von Eigentum, sozialem Wandel, Struktur und Handlungsfähigkeit sowie moralischem Urteilen.
In ihrem Buch Praxis und Revolution plädiert Eva von Redecker für ein neues Revolutionsverständnis. Radikaler Wandel, so die vor dem Hintergrund einer materialistischen Sozialtheorie entwickelte These, vollzieht sich prozessual über die sukzessive Übertragung von abseitiger Praxis zu neuen Paradigmen. Daneben verfasste von Redecker eine Einführung in die Philosophie Judith Butlers, in der Butlers Gesamtwerk in verschiedenen Facetten als eine Analyse von „Gewalt vor der Gewalt“ verständlich gemacht wird, sowie eine Monografie über Hannah Arendts Moralphilosophie.
In Revolution für das Leben und ihren akademischen Arbeiten[11] definiert Redecker das Konzept des „Phantombesitzes“ als historisch begründeter „Verfügungswillen [...], wo gar kein institutionell abgesicherter Herrschaftsanspruch mehr besteht“. Demnach bestünden verschiedene Formen der Diskriminierung und Unterdrückung Benachteiligter intersektional fort und würden im neoliberalen Kapitalismus als Eigentum vormals rechtlich Privilegierter beansprucht.[12] Hierdurch ließen sich gesellschaftliche Backlashes wie auch individuelle Gewalttaten erklären.
In ihrem Buch Bleibefreiheit definiert sie den meist räumlich verwendeten Freiheitsbegriff zeitlich um. In Zeiten der Klimakrise und umweltschädlichen Mobilitätsverhaltens erscheint es ihr zukunftsfähiger, Freiheit als die Möglichkeit, an einem Ort zu bleiben, zu verstehen, um Lebensgrundlagen zu erhalten. Erst auf diese Weise führe „Bleibefreiheit“ nicht zur Vereinzelung, sondern fördere gemeinsame Verantwortung für die Umwelt.[13] Ihre Umdeutung des Freiheitsbegriffes wurde kontrovers diskutiert.[14]