Der Engelplatz, rechts das Haus zum Alten Sternen
Engelplatz, im Hintergrund der Herrenberg und der Südturm der Stadtpfarrkirche
Sandsteinrelief vom Halstor im Stadtmuseum
Beschuss des Engelplatzes durch die Zürcher Artillerie während der Belagerung von Rapperswil (1656),[1][2] Zeichnung von Johann Jakob Oeri
Der Engelplatz um 1832 mit dem alten Brunnen

Der Engelplatz ist ein öffentlicher Platz in der Altstadt von Rapperswil, einem Ortsteil der Schweizer Gemeinde Rapperswil-Jona im Kanton St. Gallen.

Lage

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Am östlichen Ende der Altstadt von Rapperswil gelegen, bildet der Engelplatz den Abschluss des Herrenbergs und liegt östlich vom Hauptplatz. Es ist ein grosszügig gestalteter Platz mit einem zentralen öffentlichen Brunnen vor dem Haus zum Engel und wird vom Haus zum Alten Sternen begrenzt. Seinen heutigen Namen erhielt der Platz durch das Wandbild, das den ehemaligen Gasthof zum Engel schmückte.

Geschichte

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Der Engelplatz war der östliche Zugangspunkt in die Rosenstadt und blieb bis zum Bau der Rickenstrasse (heute Neue Jonastrasse) der einzige Zugang auf dem Landweg nach Rapperswil. Aufgrund seiner geografischen Lage fand auf der Nordseite des Platzes der Viehmarkt der umliegenden Hofgemeinden statt. Ursprünglich war der Obere Halsplatz nach dem Halsturm und dem Halstor benannt,[3] dem Bollwerk der östlichen Stadterweiterung im 14. Jahrhundert – das Areal diente in Kriegszeiten zum Aufmarsch der Verteidigungstruppen.

Über den damaligen offenen Schanz- und Sternengraben der Stadtbefestigung führte der Verkehr auf der Landseite der Rosenstadt vom und zum südseitigen Tor über die Seebrücke und zum Hafen beim Fischmarktplatz. An der Südseite des Halstors, beim Quellenhof, wurde der von der Jona abgeleitete Stadtbach unterirdisch in die Stadt durch die Herrengasse zur Stadtmühle geführt, stellte die Wasserversorgung sicher und lieferte Energie für die Gewerbebetriebe in der Giessi beim Zürichsee.

Während der Belagerung von Rapperswil (1656) bewährte sich das Bollwerk der östlichen Stadtbefestigung und fügte den angreifenden Zürcher Truppen schwere Verluste zu. In seinem rund 260 Seiten starken Tagebuch beschreibt Johann Peter Dietrich, Stadtschreiber und Schultheiss von Rapperswil, wie die Stadt Rapperswil „zwischen dem 7.ten Jenner 1656 bis zum 11.ten Merz 1656 zu Wasser und zu Land von Zürchern sehr hart, jedoch vergeblich belagert“ worden ist. Die erstmalige Beschiessung der Stadt begann um 9 Uhr – der erste und der zweite Schuss traf den Halsturm, und bis zum Abbruch der Belagerung trafen etwa 300 Geschosse auf das Haus zum Alten Sternen, den Halsturm, das Halstor und die Stadtmauern bildenden Häuser des Mauerrings. Sie fügten den Gebäuden und ihren Bewohnern schwere Schäden zu und zerstörten den Dicken Turm samt dem benachbarten Schulhaus, die Mauern hielten aber stand.[2]

Mit der Fertigstellung der Rickenstrasse wurden das Stadttor und das Bollwerk bis auf das angrenzende Haus zum Alten Sternen im Jahr 1830 abgebrochen. Die Schleifung der landseitigen Stadtbefestigung stand in Zusammenhang mit der von der Tagsatzung und der Kantonsregierung geforderten Gewährleistung des ganztägigen Durchgangsverkehrs. Das grosse Sandsteinrelief mit Stadtwappen und dem von zwei Engeln gehaltenen Wappenschild im Stadtmuseum sind die einzig erhaltenen Überreste des Stadttors. Am Eingang des Platzes ist mit im Belag eingelassenen Pflastersteinen der Standort des Halsturms und Stadttors markiert.[3]

Sehenswürdigkeiten

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Das Haus zum alten Sternen mit aufgemalten Eckpilastern und mehrere prächtige Bürger- und Gewerbebauten mit Cafés und kleinen Geschäften prägen das Erscheinungsbild des Platzes wesentlich und betonen auch heute noch die Bedeutung des ehemaligen östlichen Stadtzugangs:[3][4][5]

Siehe auch Sehenswürdigkeiten in Rapperswil

Brunnen am Engelplatz

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Der klassizistische Engelplatzbrunnen vor dem Haus zum Engel ist 1806 erneuert und 1857/58 durch eine Neukonstruktion, mit einem breit ausladenden, ovalen Kalksteinbecken, ersetzt worden. Der stark eingeschnürte Fuss nimmt eine sich verjüngende Brunnensäule auf, die über gelapptem Kelchkapitell mit Deckplatte einen Pinienzapfen trägt. Die zwei Brunnenröhren stecken im Maul reliefierter Löwenmasken. Bis auf Details ist er dem 1845 erstellten, etwas grösseren Brunnen auf dem Fischmarktplatz nachempfunden.[6]

Verkehr

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Der Platz gehört zur Fussgängerzone der Innenstadt und liegt in der Nähe des Bahnhofs mit Zugang zur S-Bahn Zürich und dem Busnetz der Verkehrsbetriebe Zürichsee und Oberland.[7]

Zusammen mit der Ochsenrainli-Gasse bildet der Engelplatz über den Herrenberg den einzigen rollstuhl- und kinderwagengängigen Aufgang zum Stadtmuseum Rapperswil-Jona, zur Stadtpfarrkirche und Liebfrauenkapelle sowie zum Schloss Rapperswil und Lindenhof.[3]

Literatur

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Commons: Engelplatz (Rapperswil) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Im Zentrum von Johann Jakob Oeris Zeichnung von 1851 sind drei Kartaunen und ein Steinmörser zu erkennen, geschützt durch Schanzkörbe und Faschinen. Von der Bastion beim Engelplatz wird das Feuer der Zürcher Geschütze erwidert – rechts das Halstor, dahinter das Haus zum Alten Sternen und links der Halsturm mit den die Ringmauer bildenden Häuser. Im Vordergrund steht General Rudolf Werdmüller, in voller Rüstung, im Gespräch mit Offizieren, hinter ihm sein Diener mit dem Pferd. Zwei Schildwachen in Helm und Kürass, mit Spiess und Hellebarde bewaffnet, flankieren die Geschütze. Zwei Soldaten bringen einen verwundeten Kameraden in Sicherheit, ein dritter schafft Munition herbei. Der im Vordergrund stehende entblätterte Baum und die mit Schnee bedeckten Dächer sind Bildnisse für den eiskalten Januar 1656.
  2. a b David Nüscheler: Website Villmergerkriege 1656 und 1712, Geschichte der Zürcherischen Artillerie, Feuerwerker-Gesellschaft, Zürich 1850, abgerufen am 17. April 2013.
  3. a b c d Website Engelplatz (Memento des Originals vom 22. November 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.engelplatz.ch, abgerufen am 31. März 2013.
  4. Website der Stadt Rapperswil-Jona: Kultur (Memento des Originals vom 11. April 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rapperswil-jona.ch, abgerufen am 31. März 2013.
  5. Website der Stadt Rapperswil-Jona: Veranstaltungen (Memento des Originals vom 16. Juni 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rapperswil-jona.ch, abgerufen am 31. März 2013.
  6. Website der Wasserversorgung Rapperswil-Jona: Geschichte der alten Rapperswiler Brunnen (Memento des Originals vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wvrj.ch, abgerufen am 17. April 2013.
  7. Website der Stadt Rapperswil-Jona: Verkehr (Memento des Originals vom 15. Juni 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rapperswil-jona.ch, abgerufen am 31. März 2013.

Koordinaten: 47° 13′ 41,5″ N, 8° 49′ 7,8″ O; CH1903: 704521 / 231726