Elso Roque (* 6. August 1939 in Seixal) ist ein portugiesischer Kameramann. Er gilt, neben Acácio de Almeida, als einer der wichtigsten Kameraleute des Portugiesischen Films, arbeitete aber auch für das Fernsehen und gelegentlich für internationale Produktionen. Nur zweimal führte er selbst Regie, bei kleineren Dokumentarfilmen.

Leben

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Roque wurde 1939 in Seixal geboren, einer Stadt im industriell geprägten Großraum Margem Sul do Tejo (portugiesisch für: „Südufer des Tejo“) gegenüber der Hauptstadt Lissabon. Nach der Grundschule absolvierte er die Escola Industrial Alfredo da Silva, eine Escola industrial (vergleichbar der deutschen Handelsschule) im benachbarten Barreiro.

Seinen Militärdienst leistete er beim kartografischen Dienst des Portugiesischen Heeres, die Serviços Cartográficos do Exército (SCE). Nach einer Zeit bei der portugiesischen Wochenschau Imagens de Portugal, von 1953 bis 1970 produziert von António da Cunha Telles, kehrte er als Kameramann (als zweiter Bildassistent) zu den Filmteams des SCE zurück.

1962 arbeitete er als zweiter Kameraassistent für Raoul Coutard bei Pierre Kasts Dreharbeiten zu „Ferien in Portugal“ (Vacances portugaises), 1963 war er dann als erster Kameraassistent für Luc Mirot tätig, so bei Paulo Rochas wegweisenden Film „Die grünen Jahre“ und bei Alain Bornets Le Pas de trois. Unter Luc Mirot entwickelte er sich deutlich weiter und vertrat ihn zeitweilig auch als verantwortlicher Kameramann während einer zweiwöchigen Abwesenheit Mirots.

Nachdem er 1963 Kameraassistent bei Fernando Lopes prägendem Belarmino gewesen war, arbeitete er 1964 erneut mit Mirot zusammen, als dessen Assistent zu Manuel Guimarães´ O Crime da Aldeia Velha. 1964 war er wieder Assistent für Coutard, bei François TruffautsDie süße Haut“.

Neben einem zweimonatigen Kurs am Institut des hautes études cinématographiques (IDHEC) in Paris und einem Kurs als Stipendiant in den Filmlabors der Agfa-Gevaert in Brüssel war er 1964 auch weiter als Kameraassistent tätig, so für Jean Rabier (bei As Ilhas Encantadas von Carlos Vilardebó, mit Amália Rodrigues in der Hauptrolle) und für Claude Beausoleils französische Fernsehserie Polly.

Erstmals als vollverantwortlicher Kameramann arbeitete er 1965, in António de Macedos Domingo à Tarde. Fortan arbeitete er bei einer Vielzahl an Filmprojekten vor allem in Portugal.

Nach der Nelkenrevolution 1974 gehörte er zu den Mitbegründern der Filmkooperative Cinequanon. Es folgten eine Vielzahl an Filmen, darunter zunächst viele politische Filme, entsprechend dem Zeitgeist und der politischen Diskussionen über die weitere gesellschaftliche Entwicklung Portugals nach der Revolution.

Ab 1980 begann er auch für das öffentlich-rechtliche Fernsehen RTP zu arbeiten, später häufiger für portugiesische und französische Fernsehserien. Gelegentlich arbeitete er auch für internationale Filmproduktionen, häufig französische Projekte, mehrfach aber auch mit dem Briten Ken McMullen.

1995 führte er das einzige Mal selbst Regie, bei einem Dokumentarfilm über seine Heimatstadt Seixal. Davor war er nur einmal als Regisseur mittätig, als Teil des Filmkollektivs, das 1975 den revolutionär ausgerichteten Dokumentarfilm As Armas e o Povo drehte.

Bis Anfang der 1990er Jahre blieb Roque überaus aktiv als Kameramann, danach arbeitete er immer seltener, blieb aber tätig und gilt weiterhin als angesehener Kameramann, insbesondere für Arbeiten wie „Der goldene Fluss“ (O Rio do Ouro) (Paulo Rocha, 1988), „Die Wurzel des Herzens“ (A Raíz do Coração) (Paulo Rocha, 2000) oder Quem és tu? (João Botelho, 2001).[1][2][3]

Rezeption

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Elso Roque gilt als ein bedeutender Kameramann des Portugiesischen Kinos. Er begann seine Laufbahn zur Anfangszeit des Novo Cinemas und wirkte als Assistent bei einigen Schlüsselfilmen mit (Die grünen Jahre 1963, Belarmino 1964). Er entwickelte danach einen besonderen Umgang mit Licht und Farben und wird dafür von der Kritik immer wieder gelobt. Insbesondere seine Arbeiten für Kinofilme wie die Paulo Rochas belegten seine Qualität als einer der bedeutendsten, aber auch produktivsten Kameraleute in Portugal.[2]

Er arbeitete mit den wichtigsten portugiesischen Regisseuren, besonders häufig mit Paulo Rocha und António de Macedo, aber auch mehrfach mit Manoel de Oliveira oder João Botelho. Dabei war er für eine Reihe der portugiesischen Vorschläge für den Auslands-Oscar verantwortlich, angefangen von den ersten beiden (Versunkener Morgen 1980 und Francisca 1981) bis zu Pedro Costas Das Blut 1991.

Beim Filmfestival von Gramado wurde er 1998 für seine Kameraarbeit in „Der goldene Fluss“ (O Rio do Ouro) (Regie Paulo Rocha) ausgezeichnet, 2017 erhielt er den Ehrenpreis der Prémios Sophia der Portugiesischen Filmakademie.[4]

Er ist Ehrenmitglied der Associação de Imagem Portuguesa (AIP), des Verbands der portugiesischen Kameraleute.[5]

Filmografie

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Jorge Leitão Ramos: Dicionário do cinema portugués 1962–1988. 1. Auflage, Editorial Caminho, Lissabon 1989, S. 342f (ISBN 972-21-0446-2)
  2. a b Jorge Leitão Ramos: Dicionário do cinema portugués 1989–2003. 1. Auflage, Editorial Caminho, Lissabon 2005, S. 537 (ISBN 972-21-1763-7)
  3. Biografischer Eintrag zu Elso Roque bei Memoriale-Cinema Português, abgerufen am 26. Mai 2022
  4. Auszeichnungen für Elso Roque in der Internet Movie Database, abgerufen am 26. Mai 2022
  5. Liste der Ehrenmitglieder, Website der AIP, abgerufen am 26. Mai 2022
Personendaten
NAME Roque, Elso
KURZBESCHREIBUNG portugiesischer Kameramann
GEBURTSDATUM 6. August 1939
GEBURTSORT Seixal, Portugal