In Kraftwerken aller Art haben die internen Aggregate einen Energiebedarf, den das Kraftwerk zunächst selbst bereitstellen muss. Dieser so genannte Eigenbedarf nimmt von der Klemmenleistung des Generators (= Bruttoleistung) einige Prozent in Anspruch.

Einen großen Anteil am Eigenbedarf in Dampfkraftwerken hat üblicherweise die Speisepumpe. Sie wird entweder von einer eigenen Dampfturbine (Speisepumpenantriebsturbine) oder über einen Elektromotor angetrieben. Weitere Posten dieser Art sind die Hauptkühlwasserpumpen. Bei Gaskraftwerken kommen die Frischlüfter hinzu. Bei Kohlekraftwerken spielen auch die Antriebe der Kohlemühlen, Frischluft- und Saugzuggebläse, der E-Filter und die zahlreichen Umwälzpumpen der Rauchgasreinigungsanlage eine Rolle.

Der elektrische Eigenbedarf ist je nach Kraftwerkstyp verschieden. Bei Kohlekraftwerken liegt er zwischen 4 % und 10 %, bei Kernkraftwerken zwischen 5 % und 16 %. Dabei sind die kleineren Werte bei größeren Kraftwerken typisch. Kleinere Dieselkraftanlagen haben einen Eigenbedarf von 3 % bis 5 %, größere Dieselkraftanlagen hingegen bis zu 8 %. Wasserkraftwerke und Gasturbinenkraftwerke weisen einen sehr geringen Eigenbedarf von rund 1 % auf – diese Kraftwerke kommen daher unter Umständen ohne eigene Mittelspannungsebene aus. Noch etwas niedriger liegt der Eigenbedarf bei Windkraftanlagen, wo der Eigenbedarf etwa 0,35 bis 0,5 % der produzierten elektrischen Energie ausmacht.[1][2]

Energiequellen für den Eigenbedarf

Zur Deckung des Eigenbedarfs gibt es unterschiedliche Konzepte: In Kraftwerken mit nur einem Block ist es üblich, die Eigenbedarfsleistung während des Betriebes des Kraftwerksblockes von der Hauptturbine über den elektrischen Generator zu beziehen. Beim An- und Abfahren des Blockes erfolgt die Versorgung meist aus dem Netz, womit keine Schwarzstartfähigkeit vorliegt. Das Anfahren kann über den Maschinen- und den Eigenbedarfstransformator geschehen, falls ein Generatorschalter zur Trennung von Generator und Maschinentransformator existiert und das Netz den erheblichen Blindleistungsbedarf des Maschinentransformators decken kann. Andernfalls stellen eigene Anfahrtransformatoren die Verbindung zwischen Eigenbedarfsnetz und öffentlichem Netz her. Dieser wird auch verwendet um während des Kraftwerkstillstandes den allgemeinen Bedarf des Kraftwerkes zu decken, da der Blindleistungsbedarf kleiner ist und die Eisenverluste (Wirkleistungsverluste) geringer sind.

Die Eigenbedarfsversorgung von einem Nachbarblock ist sowohl zum Anfahren als auch über eine sogenannte „Hausmaschine“ auch während des Leistungsbetriebs möglich. Die Hausmaschine bezeichnet einen – meist kleinen – Block in einem Blockkraftwerk, die ausschließlich die Eigenbedarfsschienen der anderen Blöcke speist.

In Kernkraftwerken ist die Eigenbedarfsversorgung von der Hauptturbine über den elektrischen Generator das nahezu ausschließlich verwendete Verfahren. Die bei Kernkraftwerken auch vorhandenen Notstromaggregate dienen bei Ausfall der Eigenbedarfsschienen zur Versorgung der Notstromschienen; für die Versorgung der weitaus leistungsstärkeren Eigenbedarfsverbraucher wie Speisewasser- oder Kühlmittelpumpen sind sie nicht ausgelegt.

Struktur der Eigenbedarfsversorgung

Stromversorgung mit zwei Eigenbedarfsschienen eines Kohlekraftwerks

Die kraftwerksinterne Stromversorgung besteht, um die zahlreichen Verbraucher mit sehr unterschiedlichen Anschlussleistungen und Funktionen versorgen zu können, aus mehreren Eigenbedarfsschienen auf unterschiedlichen Spannungsniveaus:

Kohlekraftwerk

Beispiel anhand eines modernen deutschen Kohlekraftwerkes (1–2× Maschinentransformator (MT), 2× Eigenbedarfstransformator (ET), 1× Generatorleistungsschalter (GLS), 1× Netzleistungsschalter (NLS)):

Kernkraftwerk

Eigenbedarfstransformator im kalorischen Dampfkraftwerk Donaustadt. Die drei dicken Rohrleitungen im oberen Bildbereich sind die Generatorableitung mit Kühleinrichtung zwischen Generatorhalle (links) und Maschinentransformator (rechts, nicht dargestellt)

Die Struktur ist der im Kohlekraftwerk sehr ähnlich, die höhere Eigenbedarfsleistung und höheren Sicherheitsanforderungen bedingen vergleichsweise kleine Änderungen. Im Folgenden wird die Struktur am Beispiel eines modernen deutschen Kernkraftwerks mit Druckwasserreaktor erläutert:

Literatur

Einzelnachweise

  1. E. Pick, H.-J. Wagner, Beitrag zum kumulierten Energieaufwand ausgewählter Windenergiekonverter. Report of the Chair for Energy Systems and Economics, Universität Bochum 1998, S. 20.
  2. Windpark Scharndorf-West: Detailinformationen (PDF; 91 kB). Infobroschüre. Abgerufen am 9. November 2013.