Dietrich Ritschl (* 17. Januar 1929 in Basel; † 11. Januar 2018[1]) war ein schweizerischer evangelisch-reformierter Theologe und Hochschullehrer für Systematische Theologie.

Leben und Wirken

Dietrich Ritschl war ein Urenkel des Theologen Albrecht Ritschl. Nach dem Besuch von Schulen an verschiedenen Orten in der Schweiz und Deutschland begann er 1946 in Tübingen mit dem Studium der Evangelischen Theologie, das er in Basel und Bern fortsetzte. Danach wurde er in das Vikariat der Reformierten Kirche übernommen und wurde 1950 Vikar in Ziefen. Daran schloss sich ab 1952 ein Auslandsdienst als Pfarrer in einer deutschen Gemeinde in Schottland (Grossbritannien) an. Er wurde stark geprägt von den Einflüssen schottischer Theologie und englischer Philosophie. In Edinburgh wurde Ritschl zum Doktor der Philosophie und später zum Doktor der Theologie promoviert. Es folgten eine Lehrtätigkeit im kanadischen Montreal und anschliessend Professuren an Hochschulen der Presbyterianischen Kirche, zuletzt am Union Theological Seminary in the City of New York. Es folgte eine Periode, in der er zu ökumenischen Vortragsreisen in zahlreichen Ländern unterwegs war und dabei für den christlich-jüdischen Dialog und die Zusammenarbeit der Konfessionen warb.

Nach einer mehrjährigen Lehrtätigkeit in Mainz, wo er eng mit seinem Doktoranden Hugh O. Jones forschte, wurde Ritschl 1983 auf eine Professur für Systematische Theologie an der Universität von Heidelberg berufen, mit der die Leitung des Ökumenischen Instituts verbunden war. Gleichzeitig wurde er auch der Direktor des Internationalen Wissenschaftsforums der Universität. 1992 lehrte er für ein halbes Jahr in Rom an der Päpstlichen Universität Gregoriana. In diesen Jahren hielt er aber auch regelmässig in Melbourne (Australien) Vorlesungen.

Ausgehend vom Studium der Kirchenväter gelangte Ritschl zu einer tiefen Durchdringung der Grundprobleme Systematischer Theologie. Vor allem seine Studien zur Metaphern-Theorie und die Untersuchung der Struktur biblischer Erzählungen liessen ihn zum Kenner und Inspirator eines analytischen Verständnisses von kirchlicher Lehre werden. Die Bausteine des "Story-Konzepts" aus Mainz und der "Impliziten Axiome" - so der Titel seiner Heidelberger Antrittsvorlesung - fügte er zusammen in seinem systematischen Entwurf "Zur Logik der Theologie". Auch in der Medizinischen Ethik machte er sich einen Namen durch Vortrags- und Publikationstätigkeit. In der Redaktion der Zeitschrift für Ethik in der Medizin war er massgeblich beteiligt. In den Vorständen verschiedener Vereine wirkte er mit, die den Zusammenhang von Medizin, Kreativität und Psychologie thematisieren, also das weithin noch zu bearbeitende Feld der Psychosomatik. Weil für ihn der Mensch als der Adressat der biblischen Botschaft das wichtigste war, stellte er immer einen Brückenschlag der Theologie zu den benachbarten Fachgebieten Medizin, Psychologie und Kultur her.

Grab Ritschl-Courvoisier in Reigoldswil BL

Ritschl war Mitglied der Christlichen Friedenskonferenz (CFK), an deren Dritter Tagung er sich 1960 in Prag beteiligte. Er war auch Mitarbeiter in der I. und II. Allchristlichen Friedensversammlung.[2]

Dietrich Ritschl war seit 1952 mit der Potsdamerin Rosemarie Courvoisier (1926–2014) verheiratet. Das Ehepaar fand seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof in Reigoldswil BL.

Ehrungen

Schriften

Als Autor

Als Herausgeber

Literatur

Einzelnachweise

  1. Traueranzeige, Basellandschaftliche Zeitung, 15. Januar 2018, abgerufen am 15. Januar 2018.
  2. Internationales Sekretariat der Christlichen Friedenskonferenz (Hg.): Mein Bund ist Leben und Frieden (Mal. 2,5) Dokumente und Materialien der II. Allchristlichen Friedensversammlung in Prag 28. Juni bis 3. Juli 1964, Praha 1964
  3. Universität Basel feiert ihren Dies Academicus 2007: Zwei Ehredoktorinnen und sieben Ehrendoktoren, News, Website der Universität Basel, 30. November 2007, abgerufen am 13. Januar 2018.