Dietrich Balzer (* 9. November 1941 in Brandenburg (Havel)) ist ein deutscher Automatisierungsingenieur, Professor für Prozesssteuerung und Industriemanager. Er gehört zu den Pionieren der Prozesssteuerung und ist Mitbegründer der Ausbildung von Diplom-Ingenieuren auf diesem Fachgebiet in Deutschland.

Ausbildung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dietrich Balzer wurde in Brandenburg an der Havel geboren, besuchte von 1948 bis 1956 hier die Grundschule und legte 1960 in Halle (Saale) das Abitur ab.

Balzer studierte am traditionsreichen „Leningrader Technologischen Institut“ (heute: Technologische Universität St. Petersburg), eine der ältesten Technischen Hochschulen Europas, an der im 19. Jahrhundert bereits Dmitri Iwanowitsch Mendelejew gelehrt hatte. Im Jahre 1965 schloss Balzer dort sein Studium in der Fachrichtung „Automatisierung technologischer Prozesse“ mit einer Diplomarbeit ab. Am gleichen Institut verteidigte er 1968 seine Dissertation zum Thema „Steuerung eines Ammoniakreaktors nach dem Temperaturfeld“. Der wissenschaftliche Betreuer war Boris Vladimirovitsch Iljin, Lehrstuhl für die Automatisierung technologischer Prozesse.

Im Jahre 1976 folgte seine Habilitation (Promotion B) an der Technischen Hochschule Leipzig zum Thema „Optimale Steuerung verfahrenstechnischer Systeme“, verbunden mit der Verleihung des akademischen Grades Dr. sc. techn. (heute: Dr.-Ing. habil.). Gutachter waren die Professoren Klaus Hartmann, Manfred Peschel, P. G. Romankov und Wolfgang Schäfer.

Balzer lebt am Stadtrand von Berlin. Er ist seit 1966 mit der promovierten Chemikerin und Umweltwissenschaftlerin Ludmila Balzer (* 1942) verheiratet. Das Ehepaar hat einen Sohn.

Industrie

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
PCK Schwedt (Oder)

Balzer ist langjährig in der Industrie wirksam und übte insbesondere leitende Tätigkeiten in der Entwicklung und im Vertrieb in folgenden Unternehmen aus: Petrolchemisches Kombinat (PCK) Schwedt (Oder), Westinghouse Electric Corporation Frankfurt (Main), ELPRO Berlin und AUCOTEAM Berlin. Er ist Geschäftsführer der Firma PROSYS GmbH.

Seine Arbeitsschwerpunkte waren bzw. sind:[1]

Von besonderer Bedeutung waren die Pionierarbeiten bei der Einsatzvorbereitung und beim Betrieb des ersten hierarchisch strukturierten Prozessrechnersystems in Deutschland im Petrolchemischen Kombinat (heute: PCK-Raffinerie) in Schwedt/Oder gemeinsam mit Klaus Hartmann, der später auf den Lehrstuhl für Systemverfahrenstechnik an die TH Leuna-Merseburg berufen wurde, und mit Gunter Reinig, der später als Hochschuldozent an die TU Dresden am Lehrstuhl von Heinz Töpfer und danach auf einen eigenen Lehrstuhl an die Ruhr-Universität Bochum berufen wurde. Schwerpunkte waren dabei die erstmalige Projektierung als großes Unternehmensleitsystem und die Erstellung der innovativen und umfangreichen Applikationssoftware.

Balzer war im Rahmen seiner Industrietätigkeit z. B. an folgenden staatlich geförderten Forschungs- und Entwicklungsprojekten, die in der Regel Kooperationsprojekte von wissenschaftlichen Einrichtungen und Industriebetrieben waren, leitend beteiligt und hat diese zum großen Teil selbst initiiert:

Hochschule

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Balzer wurde 1978 als Professor berufen auf den Lehrstuhl für Prozessrechentechnik an der Technischen Hochschule Leipzig in der Sektion „Automatisierungsanlagen“ (Sektionsdirektor: Werner Richter) mit folgenden Arbeitsgebieten in Lehre und Forschung:

In diesem Zusammenhang erfolgte eine persönliche wissenschaftliche Betreuung von 5 Habilitationen, 19 Promotionen zum Dr.-Ing. und mehr als 125 Diplomarbeiten.

Leipzig, Karl-Liebknecht-Straße 132, ehemaliger Hauptsitz der Hochschule für Bauwesen, dann der TH Leipzig, heute HTWK-Hauptgebäude und Amtssitz des Rektors (Geutebrückbau)

Balzer war neben seiner Tätigkeit als Lehrstuhlinhaber zeitweilig auch Prorektor für Natur- und Technikwissenschaften sowie Rektor der Technischen Hochschule Leipzig in der Nachfolge von Wolfgang Altner. In den Funktionen als Prorektor und Rektor von 1980 bis 1990 waren folgende hochschulstrategische Aufgaben Schwerpunkte seiner Tätigkeit:

Ehrenamtliche Tätigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung und für den Berliner Senat war er tätig als:

Für die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ (AiF) war er Sondergutachter auf den Gebieten „Automatisierung“ sowie „Mathematische Modellierung“.

Mitgliedschaften

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Balzer ist Mitglied des Leibniz-Instituts für interdisziplinäre Studien (LIFIS)[7], Mitglied des Privat-Instituts zur Förderung der Automatisierung und seit 2006 Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin.

Veröffentlichungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Balzer ist Autor bzw. Mitautor von 2 Lehrbüchern, 11 Monografien, 160 Fachartikeln sowie diversen Vorträgen auf nationalen und internationalen Tagungen und Kongressen.

Literatur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. R. Marten: Leittechnik und Leitgedanken – Gespräch mit Martin Polke. In: Automatisierungstechnische Praxis, München. Jg. 52, Nr. 9, 2010, S. 29–30.
  2. Dietrich Werner, D. Herrmann: msr stellt vor: Technische Hochschule Leipzig – Sektion Automatisierungsanlagen. In: msr - messen, steuern, regeln, Berlin. Jg. 26, Nr. 9, 1983, S. 527–531.
  3. Werner Kriesel, Hans Rohr, Andreas Koch: Geschichte und Zukunft der Mess- und Automatisierungstechnik. VDI-Verlag, Düsseldorf 1995, ISBN 3-18-150047-X.
  4. Automatik-Museum Leipzig (Memento vom 6. September 2017 im Internet Archive)
  5. Lothar Hiersemann: Jakob Leupold – ein Wegbereiter der technischen Bildung in Leipzig - Ein Beitrag zur Vorgeschichte der Technischen Hochschule Leipzig. Wissenschaftliche Berichte der Technischen Hochschule, Heft 17, Leipzig 1982, ISSN 0138-3809.
  6. Lothar Hiersemann: Jakob Leupold – Mechaniker und Wegbereiter der technischen Bildung. In: Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig. Der Rektor Hubertus Milke (Hrsg.): Leipziger Technikerporträts. Druck und Bindung Gebr. Klingenberg Buchkunst, Leipzig 2007.
  7. Dietrich Balzer: Technische, ökonomische und soziale Probleme bei der Automatisierung von Produktionsprozessen. LIFIS ONLINE [08.01.08] www.leibniz-institut.de ISSN 1864-6972 [1]
Personendaten
NAME Balzer, Dietrich
KURZBESCHREIBUNG deutscher Automatisierungsingenieur, Professor für Prozesssteuerung und Industriemanager
GEBURTSDATUM 9. November 1941
GEBURTSORT Brandenburg (Havel)