Der Heilige Gral und seine Erben (englischer Originaltitel The Holy Blood and the Holy Grail) ist ein 1982 erschienenes Buch von Henry Lincoln, Michael Baigent und Richard Leigh, das Pierre Plantards Prieuré de Sion zum Thema hat.

Zwar war das Buch sofort nach seinem Erscheinen ein internationaler Bestseller, doch werden die Thesen des Buches von seriösen Historikern abgelehnt. Es gilt mit seiner Vermischung von Mythen, Vermutungen und (oft exzentrisch interpretierten) Fakten als Musterbeispiel für Pseudowissenschaft und Verschwörungstheorie.

Entstehung

Die ursprüngliche Inspirationsquelle war das Buch L'Or de Rennes (1967) von Gérard de Sède, das Henry Lincoln bei einem Frankreichurlaub Ende der 1960er Jahre las. Darauf basierende weitere Recherchen verarbeitete Lincoln zunächst in zwei Dokumentarfilmen für die BBC, wobei er Baigent und Leigh kennenlernte, mit denen zusammen er seine Theorien weiterentwickelte und schließlich in Buchform veröffentlichte.

Inhalt

Lincoln, Baigent und Leigh sehen in Nicolas Poussins Bild Die arkadischen Hirten einen Hinweis auf ein zu entschlüsselndes Geheimnis. In einem Grabmal in der Nähe von Rennes-le-Château sehen die Autoren das reale Gegenstück zu Poussins Gemälde.

Ausgangspunkt der Autoren sind die Rätsel, die sich um den Ort Rennes-le-Château in Südfrankreich und dessen Ortspfarrer Bérenger Saunière ranken, der kurz vor 1900 plötzlich reich wurde. Sie präsentieren dabei folgende Thesen:

Das Buch enthält auch Interviewpassagen mit Pierre Plantard, der als amtierender Großmeister der Prieuré de Sion dargestellt wird, und allerlei Spekulationen um das politische Ziel der Organisation. Es scheint nach den Autoren um die Etablierung einer theokratischen Ordnung mit sozialistischen Zügen zu gehen, die gleichzeitig eine Art Wiedervereinigung zwischen Christen- und Judentum vollzieht, da mit dieser Umdeutung der Person Jesu ein wesentlicher theologischer Unterschied wegfalle.

Es ist nicht ganz klar, inwieweit die Autoren selbst von ihren Thesen überzeugt sind. In einem Folgeband (Das Vermächtnis des Messias, engl. The Messianic Legacy) liefern die Autoren weiteres Material, das in ihren Augen auf die Existenz einer von Jesus abstammenden Dynastie hindeutet, äußern sich aber wesentlich skeptischer über die Prieuré de Sion und deren politischen Hintergrund. Vor einiger Zeit erklärte Richard Leigh in einem Fernsehinterview, man habe nur Hypothesen liefern wollen, an deren Wahrheit man nicht unbedingt glaube.

Pierre Plantard distanzierte sich von den Schlussfolgerungen der Autoren. Er erklärte, er sei als Großmeister zurückgetreten und verlegte die Anfänge der Prieuré ins 17. Jahrhundert. 1993 wurden bei einer Durchsuchung des Hauses von Plantard im Gefolge eines Korruptionsskandals, in den der angebliche Großmeister der Prieuré Roger-Patrice Pelat verwickelt war, Papiere der Prieuré sichergestellt, in denen Plantard als der „wahre König Frankreichs“ bezeichnet wurde. Daraufhin gestand Plantard unter Eid, er habe all das selbst ausgeheckt. 2005 bestätigte Gérard de Sèdes Sohn in einer TV-Dokumentation, die Prieuré sei eine Erfindung Plantards gewesen und sein Vater habe das Buch L'Or de Rennes in Zusammenarbeit mit diesem verfasst.

Einflüsse

Einzelnachweise

  1. Michael Hagemeister, Die 'Protokolle der Weisen von Zion' und der Basler Zionistenkongreß von 1897. In: Heiko Haumann (Hrsg.), Der Traum von Israel. Die Ursprünge des modernen Zionismus, Beltz Athenäum, Weinheim 1998, S. 269 f.

Literatur