Film | |
Titel | Der Fuchs |
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Produktionsland | Deutschland, Österreich |
Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | 2022 |
Länge | 122 Minuten |
Altersfreigabe | |
Stab | |
Regie | Adrian Goiginger |
Drehbuch | Adrian Goiginger |
Produktion | Malte Can, Hana Geißendörfer, Adrian Goiginger, Gerrit Klein, Thomas Pridnig, Peter Wildling, Martin Pfeil, Peter Wirthensohn |
Musik | Arash Safaian |
Kamera | Yoshi Heimrath, Paul Sprinz |
Schnitt | Simon Blasi |
Besetzung | |
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Der Fuchs ist ein Historiendrama von Adrian Goiginger, das im November 2022 beim Tallinn Black Nights Film Festival seine Premiere feierte. Im Januar 2023 kam der Film in die österreichischen und im April 2023 in die deutschen Kinos. In dem zwischen 1927 und 1946 spielenden Film erzählt der Regisseur eine Geschichte aus dem Leben seines eigenen Urgroßvaters Franz Streitberger. Im Rahmen der Verleihung des Deutschen Filmpreises 2024 wurde Der Fuchs mit dem Deutschen Filmpreis in Silber ausgezeichnet, zudem Simon Morzé für die beste männliche Hauptrolle.
Der introvertierte junge Soldat Franz Streitberger dient als Motorradkurier beim österreichischen Bundesheer, als er nach dem Anschluss an Deutschland im Jahr 1938 zur Wehrmacht eingezogen wird. Er trifft auf einen verwundeten Fuchswelpen, der gerade den Tod seiner Mutter miterlebt hat, nachdem sie in die Falle eines Jägers geraten war. Er versorgt den Fuchs wie sein eigenes Kind und nimmt ihn mit in das besetzte Frankreich. Durch diese sonderbare Freundschaft mit dem wilden Tier holt ihn seine eigene Vergangenheit als verstoßener Bauernsohn langsam ein, vor der er stets davongelaufen war.[3][4]
Regie führte Adrian Goiginger, der auch das Drehbuch schrieb. Er erzählt mit dem Film die Geschichte seines eigenen Urgroßvaters Franz Streitberger, der im Zweiten Weltkrieg als Motorradkurier in der deutschen Wehrmacht diente und die er ihm erzählte, als er etwa 15 Jahre alt war.[5][6] Für Goiginger ging mit dem Film ein großer Traum in Erfüllung: „Mein Urgroßvater wurde 100 Jahre alt, und bis zu seinem Tod im Jahr 2016 erzählte er mir die tragischen und hoffnungsvollen Episoden aus seinem Leben. Am meisten berührt hat mich die Freundschaft mit einem Fuchs, den er 1940 ein ganzes Jahr lang, während des Krieges, bei sich hatte und versorgte. Diese Geschichte ist so unglaublich, dass ich mir es als Teenager schon zum Ziel setzte, sie zu verfilmen.“[7]
Franz Streitberger wird im Film von Simon Morzé gespielt, der einem breiteren Publikum insbesondere durch seine Rolle in der Literaturverfilmung Der Trafikant an der Seite von Bruno Ganz bekannt wurde.[7] Morzé machte den Motorradführerschein, verbrachte vier Monate auf einem Pinzgauer Bergbauernhof, um Dialekt und Lebenskultur zu lernen, und absolvierte ein militärisches Training mit Unteroffizieren, die ihm vermittelt haben, „wie Soldaten damals lebten“. Zudem baute er zwei Jahre lang zu Füchsen eine Beziehung auf.[6] Im Prolog des Films, der 1927 spielt, erfährt der Zuschauer, dass die Eltern von Franz das Sorgerecht für ihren Sohn zehn Jahre lang einem wohlhabenden Bauern aus der Gegend überließen.[4] Dieser, Josef Streitberger, wird von Karl Markovics gespielt.[6] Marko Kerezovic, der Schauspiel an der MUK Wien studiert, spielt Anton Dillinger. Joshua Bader, ein Absolvent der MUK Wien, spielt den Sanitäter Maier.[8] In weiteren Rollen sind Pit Bukowski als Jokesch, Alexander Beyer als Hauptmann Glück, Adriane Gradziel als Marie und Stan Steinbichler als Mitteregger zu sehen. Das Maskenbild hat wie in den vergangenen Filmen von Goiginger Tim Scheidig gestaltet, mit Unterstützung von Desiree Schober.
Der Film wurde von deutscher Seite mit 500.000 Euro durch die Film- und Medienstiftung NRW, mit 450.000 Euro durch den FilmFernsehFonds Bayern, mit 200.000 Euro durch die MFG Baden-Württemberg und durch das Bundesministerium für Kultur und Medien gefördert. In Österreich wurde der Film durch das Österreichische Filminstitut mit rund 900.000 Euro, durch FISA Filmstandort Austria mit 573.000 Euro, durch den Filmfonds Wien mit 250.000 Euro sowie durch das Land und die Stadt Salzburg gefördert. Von Eurimages erhielt er 400.000 Euro.[7] Von der Filmförderungsanstalt erhielt Der Fuchs eine Verleihförderung in Höhe von 30.000 Euro.[9]
Die Dreharbeiten fanden vom 21. April bis Mitte Juni 2021 in Deutschland und Österreich statt. In Deutschland drehte man in Nordrhein-Westfalen und auf der Insel Amrum, in Österreich in Niederösterreich und im Pinzgau.[7] Die Alm-Szenen entstanden in Großarl im Pongau.[10] Drei Fuchsbabys und zwei erwachsene Exemplare wurden von zwei erfahrenen Tiertrainern für die Dreharbeiten vorbereitet und dabei an die Motorräder und die Schauspieler gewöhnt.[6] Als Kameramann fungierte der Deutsche Yoshi Heimrath, der zuletzt für die Filme A Pure Place von Nikias Chryssos und Berlin Alexanderplatz von Burhan Qurbani tätig war. Der Arbeitstitel lautete Mein Fuchs.
Die Premiere erfolgte am 20. November 2022 beim Tallinn Black Nights Film Festival.[11] Der Kinostart in Österreich war am 13. Januar 2023.[12] Die Österreich-Premiere hatte bereits am 7. Januar 2023 im Cinema Paradiso in Baden stattgefunden.[13] Am 13. April 2023 kam der Film in die deutschen Kinos.
Davide Abbatescianni schreibt im Online-Filmmagazin Cineuropa, Der Fuchs zeige die Gräuel des Zweiten Weltkriegs und den deutschen Einmarsch in Frankreich, und Adrian Goiginger verzichte lobenswerterweise darauf, die Darstellung des Konflikts zu beschönigen. Die Kameraleute Yoshi Heimrath und Paul Sprinz zoomten gar ganz nah auf einige grausame Entdeckungen, und die Tonabteilung erschreckte den Zuschauer immer wieder mit ohrenbetäubendem Lärm von Panzern, Kugeln und Bombenschützen / -einschlägen, so Abbatescianni. Nur selten erstrahle der Film in helleren Farben, und nur in solchen Momenten versuche er, ein „wahnhaftes“ Gefühl zu vermitteln. Die diskret eingesetzte Filmmusik von Arash Safaian trage wesentlich zum Aufbau einer empathischen Verbindung mit Franz bei, der in einem Wirbelsturm von Emotionen steckt und darum ringt, seinem Leben eine Richtung zu geben. Warum der Film, der eine Geschichte über Freundschaft und Liebe erzählt, aber eigentlich so gut funktioniere und das Potenzial habe, dem Zuschauer zu Herzen zu gehen, seien die klar angelegten Konflikte, die leicht gegensätzliche Gefühle hervorrufen und den Zuschauer kaum gleichgültig lassen würden, und auch Simon Morzé bringe in seine Rolle die richtige Menge an Komplexität ein, der Franz als einen introvertierten und liebevollen Bauern spielt, der aber auch jemand ist, der seine Emotionen und insbesondere seine Wut nicht kontrollieren kann. Manchmal handele er rücksichtslos und diene die ganze Zeit treu den Nazis, aber Goiginger verurteile ihn nicht, sondern überlasse dies dem Publikum.[4]
Peter Osteried, Filmkorrespondent der Gilde deutscher Filmkunsttheater, schreibt, Der Fuchs sei ein Film, der an die Nieren gehe. Nicht, weil er das Sterben auf der Leinwand zeigen würde oder ähnliches, sondern weil er von extremer Armut erzähle, von Entfremdung innerhalb einer Familie und von einem Mann, der seinen Platz im Leben erst findet, als er über den Fuchs stolpert und sich um ihn kümmert. Die Rolle werde von Simon Morzé brillant gespielt, der den Dialekt meistere, vor allem aber sei es sein intensiver Ausdruck, der den Zuschauer immer wieder tief bewege. Auch Karl Markovics in der Rolle seines alternden Vaters hebt Osteried hervor, der im Film seine schauspielerische Wirkmacht offenbare. Auch technisch sei der Film hochinteressant, der nicht nur im Format 4:3 präsentiert wird, sondern auch die abgerundeten Ecken hat, wie sie mit Filmen und Fotos jener Zeit verbunden werden.[14]
Der Film war nach Griechenland mit rund 123.000 Besuchern der zweiterfolgreichste Film des österreichischen Kinojahres 2022 und wurde mit dem Austrian Ticket (ehemals Österreichischer Filmpreis) ausgezeichnet.[15]
Österreichischer Filmpreis 2023