Corine Defrance (* 25. Februar 1966 in Dieppe, Département Seine-Maritime) ist eine französische Historikerin, die sich auf die deutsche Geschichte und deutsch-französische Beziehungen nach 1945 spezialisiert hat. Sie ist seit 2012 Directrice de recherche am Centre national de la recherche scientifique.

Leben und wissenschaftlicher Werdegang

Nach dem Baccalauréat (Abitur) am Lycée Corneille in Rouen (1983) besuchte Corine Defrance die classes préparatoires aux grandes écoles des Lycée Henri IV in Paris und setzte im Anschluss ihr Studium der Fächer Geschichte und Geographie an der Universität Paris IV (Paris-Sorbonne) fort. Im Jahre 1993 promovierte sie an gleicher Universität im Fach Neuere und Neueste Geschichte unter der Leitung von Jacques Bariéty über die französische Kulturpolitik im besetzten Deutschland (1945–1955). Zwischen 1990 und 1993 weilte sie mehrere Male als Doktorandin und Stipendiatin am Institut für Europäische Geschichte in Mainz.

Als Post-Doc-Stipendiatin der Alexander-von-Humboldt-Stiftung forschte sie 1995 am Seminar für Politische Wissenschaft der Universität Bonn (bei Hans-Peter Schwarz), wo sie die Grundlage für eine Studie zur Entnazifizierung und Demokratisierung der deutschen Universitäten nach 1945 legte. Von 1993 bis 2013 war sie zudem wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Kommission zur Publikation der diplomatischen Akten im französischen Außenministerium. Ihrem Buch „Les Alliés occidentaux et les universités allemandes, 1945–1949“ (Paris, 2000) wurde 2001 der Prix Maurice Baumont von der Académie des sciences morales et politiques verliehen. Im Jahre 2002 habilitierte sie sich an der Université Robert Schuman in Straßburg zum Thema Bildung, Kultur und Politik in Deutschland im 20. Jahrhundert.

Seit 1995 ist die Forscherin am Centre national de la recherche scientifique (CNRS). Von 1995 bis 2002 war sie dem Centre d’Études Germaniques in Straßburg zugeordnet. Seit 2002 ist sie an der Gemeinsamen Forschungseinheit (UMR) Identités, relations internationales et civilisations de l’Europe (IRICE; Identitäten, internationale Beziehungen und Zivilisationen Europas) von CNRS, Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne und Sorbonne Université in Paris tätig, die seit 2015 SIRICE heißt. Nach den Jahren als wissenschaftliche Mitarbeiterin (chargée de recherche) ist Corine Defrance seit 2012 Professorin (directrice de recherche). Von 2013 bis 2019 war sie zusammen mit François-Xavier Nérard Projektleiterin der Forschungsachse « L’Europe des guerres et des traces de guerres » („Europa der Kriege und Kriegsspuren“) des Exzellenzlabors (LabEX) Ecrire une Histoire Nouvelle de l’Europe (EHNE; „Eine neue Geschichte Europas schreiben“) in Paris. Seit 2021 ist sie beigeordnete Direktorin von SIRICE.

Corine Defrance hat an der Universität Robert Schuman in Straßburg und am Deutsch-Französischen Europäischen Campus von Sciences Po in Nancy unterrichtet. Seit 2003 lehrt sie an der Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne. Im Studienjahr 2011/2012 war sie Gastprofessorin an der Freien Universität Berlin. Von September 2020 bis Februar 2021 war sie Senior Research Fellow bzw. Gastwissenschaftlerin am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte in Mainz.

Die Hauptthemen von Defrances Forschung sind Versöhnungsprozesse in Europa im 20. und 21. Jahrhundert, Deutsch-französische Geschichte im 20. und 21. Jahrhundert, Deutsche Gesellschaft(en) in der Nachkriegszeit, Berlin und der Kalte Krieg sowie Geschichte der Universitäten, der Forschung und der Wissenschaftspolitik in Frankreich und Deutschland im 20. Jahrhundert.

Auszeichnungen

2019: Gutenberg Research Award des Gutenberg Forschungskollegs (GFK) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU)[1]. 2022: Prix de l'amitié franco-allemande, verliehen vom deutschen Botschafter in Paris.

Publikationen

Monographien
Herausgeberschaft

Einzelnachweise

  1. Johannes Gutenberg-Universität Mainz Pressemitteilung vom 1. April 2019: Gutenberg Research Award 2019 für Corine Defrance, abgerufen am 1. April 2019.