Christa Ludwig beim Internationalen Hilde-Zadek-Gesangswettbewerb 2015

Christa Ludwig (* 16. März 1928 in Berlin; † 24. April 2021 in Klosterneuburg[1]) war eine deutsche Opern- und Konzertsängerin (Mezzosopran).

Leben

Christa Ludwigs Vater Anton Ludwig (1888–1957) war Sänger und Opernintendant (unter anderem in Aachen, Hanau, Gießen), ihre Mutter Eugenie Besalla-Ludwig (1899–1993) war Altistin und Gesangspädagogin. Die Mutter war die einzige Gesangslehrerin ihrer Tochter; bis weit hinein in den Verlauf der Karriere ihrer Tochter beobachtete und förderte sie deren stimmliche Entwicklung. Im Alter von 17 Jahren hatte Christa Ludwig ihren ersten öffentlichen Auftritt in Gießen. Ein Jahr später wechselte sie an die Oper Frankfurt und debütierte als Prinz Orlowsky (Die Fledermaus). Bis 1952 blieb sie in Frankfurt am Main. Es folgten Engagements an die Landestheater Darmstadt (1952 bis 1954) und Hannover (1954 bis 1955).

Während der Jahre in Frankfurt und Darmstadt wirkte Christa Ludwig regelmäßig bei den Donaueschinger Musiktagen für zeitgenössische Tonkunst mit und sang Werke von Luigi Dallapiccola, Pierre Boulez und Luigi Nono.

1955 verpflichtete Karl Böhm sie an die Wiener Staatsoper.[2] Sie wurde dort eine der wichtigsten Sängerinnen und 1962 zur Kammersängerin ernannt. Fast 40 Jahre war sie Mitglied des Ensembles. In dieser Zeit sang sie in 769 Aufführungen 42 verschiedene Partien. Ebenfalls 1955 debütierte sie bei den Salzburger Festspielen und sang dort bis 1993 (Liederabend am 9. August).[3] Ab den 1960er Jahren sang sie bei den Bayreuther Festspielen (Brangäne und Kundry)[4] sowie an der Mailänder Scala[5] (mit Maria Callas) und am Royal Opera House in Covent Garden, London.

Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium spielte sie mit Karl Richter ein.

Auch im außereuropäischen Ausland hatte Christa Ludwig Erfolg. Nach ihren Auftritten an der Lyric Opera in Chicago wurde sie von Rudolf Bing an die Metropolitan Opera[6] New York geholt, wo sie 1959 als Cherubino (Le nozze di Figaro) debütierte. Bis 1993 sang sie dort wichtige Rollen wie Leonore (Fidelio), Dido (Les Troyens), Ortrud, Kundry, Marschallin, Waltraute und Fricka. Zu ihrem weiteren Repertoire zählten auch folgende Partien: Eboli (Don Carlos), Amneris (Aida), Lady Macbeth (Macbeth), Carmen, Brangäne (Tristan und Isolde), Venus (Tannhäuser), Octavian (Der Rosenkavalier), Komponist (Ariadne auf Naxos), Färberin (Die Frau ohne Schatten), Klytämnestra (Elektra), Marie (Wozzeck) und Judith (Herzog Blaubarts Burg).

Neben ihrer Operntätigkeit gab Christa Ludwig Liederabende in aller Welt und wirkte als Solistin bei Chor- und Orchesterkonzerten mit. Ihre bevorzugten Liederkomponisten waren Schubert, Schumann, Brahms, Wolf, Mahler, Pfitzner und Strauss. Klavierpartner bei ihren Liederabenden und Plattenaufnahmen waren unter anderen Sebastian Peschko, Erik Werba, Gerald Moore, Geoffrey Parsons, Irwin Gage und Charles Spencer. Bei einzelnen Projekten arbeitete sie auch mit Daniel Barenboim, Tzimon Barto, Leonard Bernstein und James Levine als jeweilige Klavierpartner zusammen.

Mit der Fricka (Die Walküre) hatte Christa Ludwig 1993 ihren letzten Auftritt an der Metropolitan Opera in New York. 1993 und 1994 gab sie weltweit ihre Abschiedstournee mit einem Liedprogramm. Am 14. Dezember 1994 verabschiedete sie sich nach einer fast fünfzigjährigen Bühnenkarriere in der Wiener Staatsoper als Klytämnestra von ihrem Bühnenpublikum.

Die wichtigsten Dirigenten, die ihre Karriere begleiteten, waren Karl Böhm, Herbert von Karajan und Leonard Bernstein. Für sie war Bernstein der „Herrlichste von allen“.[7] In ihrer Karriere traf sie mit zahlreichen Sängerpersönlichkeiten der Opernwelt zusammen, u. a. mit Elisabeth Schwarzkopf, Maria Callas, Anna Moffo, Franco Corelli, Ileana Cotrubas, Edita Gruberová, Fritz Wunderlich, Plácido Domingo, Dietrich Fischer-Dieskau und Luciano Pavarotti.

Von 1957 bis 1970 war sie mit dem Sänger Walter Berry (1929–2000) verheiratet, mit dem sie einen gemeinsamen Sohn, Wolfgang Marc Berry (1959–2022), hatte. 1972 heiratete sie den französischen Schauspieler und Regisseur Paul-Émile Deiber (1925–2011). Sie lebte in Klosterneuburg in der Nähe von Wien.[8] Zu ihrem 90. Geburtstag gab sie Jürgen Kesting in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ein Interview,[7] und zu ihrem 90. Geburtstag erschien auch ihre Autobiografie Leicht muss man sein. Erinnerungen an die Zukunft (aufgezeichnet von Erna Cuesta und Franz Zoglauer).

Christa Ludwig starb im April 2021 im Alter von 93 Jahren in Klosterneuburg.

Auszeichnungen

Diskografie

Oper

Konzert, Oratorium

Lied

Literatur

Einzelnachweise

  1. Opernstar Christa Ludwig mit 93 Jahren gestorben
  2. Christa Ludwigs Auftritte an der Wiener Staatsoper
  3. Auftritte mit Christa Ludwig bei den Salzburger Festspielen.
  4. Aufführungsdatenbank der Bayreuther Festspiele
  5. Christa Ludwigs Auftritte an der Mailänder Scala.
  6. Christa Ludwigs Auftritte an der Met
  7. a b Meine Angst vor dem A. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. März 2018, S. 11.
  8. Christa Ludwig wird 90. Runder Geburtstag der „Marschallin“. In: noen.at. 12. März 2018, abgerufen am 14. März 2018.
  9. Inschrift Deutschordenshof, Durchgang: Christa Ludwig 1969 (abgerufen am 10. Juni 2014)
  10. Bundespräsidialamt
  11. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB)