Chan-jo Jun (* 10. Mai 1974 in Verden) ist ein deutscher Rechtsanwalt.
Jun wurde in der niedersächsischen Stadt Verden als Sohn südkoreanischer Einwanderer geboren.[1] Seine Mutter war Krankenschwester und sein Vater verkaufte als fliegender Händler typisch koreanische Lebensmittel. Die Familie sprach zu Hause ausschließlich Deutsch.[2] Koreanisch lernte Jun als Erwachsener in Abendkursen.[3]
Im Alter von zehn Jahren zog er mit seiner Familie nach Würzburg.[2] Seine Eltern eröffneten den ersten Asia-Laden der Stadt und später ein Restaurant in der nahegelegenen Gemeinde Waldbüttelbrunn.[3]
Jun studierte Jura an der Universität Würzburg. Er wollte eigentlich Journalist werden und arbeitete neben dem Studium für die regionale Tageszeitung Main-Post, aber er entschied sich dann doch für eine Laufbahn als Rechtsanwalt.[2] Nach dem Studium war er mehrere Jahre für die Unternehmensberatung McKinsey & Company tätig. 2001 gründete Jun die Würzburger Kanzlei JunIT. Die Kanzlei berät u. a. Software- und Automobilhersteller in IT-rechtlichen Fragestellungen und entwickelt Expertensysteme zur automatisierten Lösung von rechtlichen Problemen mittels Künstlicher Intelligenz.[4]
Im Jahr 2016 generierte Jun weltweite Aufmerksamkeit, indem er Ermittlungsverfahren im Fall Anas Modamani gegen Facebook-CEO Mark Zuckerberg und weitere Top-Manager, darunter auch COO Sheryl Sandberg, wegen Beihilfe zur Volksverhetzung ins Rollen brachte.[5] Jun gelang es ein Jahr später, Facebook zum ersten Mal vor ein deutsches Gericht zu bringen.[6][7] Das einstweilige Verfügungsverfahren, das Jun für den syrischen Geflüchteten wegen verleumderischer Inhalte auf dem sozialen Netzwerk anstrengte, scheiterte jedoch vor dem Landgericht Würzburg.[8] Seitdem machte Jun im Kampf gegen Hate Speech mehrfach Schlagzeilen mit Gerichtsverfahren gegen internationale Social-Media-Plattformen. So erwirkte Jun in einer einstweiligen Verfügung am Landgericht Frankfurt am Main im Dezember 2022, dass der Kurznachrichtendienst Twitter illegale Inhalte nach Kenntnis dauerhaft entfernen und die Plattform nach „kerngleichen“ Inhalten absuchen muss.[9][10] Diesem Urteil ging ein ähnlicher Prozess der Bundestagsabgeordneten Renate Künast gegen Meta voraus, die sich von Jun vertreten ließ.[11]
Jun tritt regelmäßig in TV-Talkshows und Expertenrunden zum Thema Internetkriminalität und der Verbreitung von Fake News auf.[12] 2022 erhielt Jun den mit 5000 Euro dotierten Max-Dortu-Preis für Zivilcourage und gelebte Demokratie der Stadt Potsdam[13] und den FACTS HEROES Award der gemeinnützigen Organisation „Der goldene Aluhut“.[14]
Am 23. November 2022 wurde Jun auf Vorschlag der Fraktion der Grünen vom Bayerischen Landtag zu einem stellvertretenden nichtberufsrichterlichen Mitglied des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs gewählt.[15] Jun ist überdies Mitglied des Ausschusses für IT-Recht bei der Bundesrechtsanwaltskammer.
2023 wurde ihm der Bayerische Verfassungsorden verliehen.[16]