Mathias Caspar Hubert Isenkrahe (* 12. Mai 1844 in Müntz bei Jülich; † 12. August 1921 in Trier) war ein deutscher Mathematiker, Physiker und katholischer Naturphilosoph.

Leben

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Porträt Caspar Isenkrahes in seinem 1922 posthum veröffentlichten Werk Experimental-Theologie.

Caspar Isenkrahe wuchs ohne leiblichen Vater auf: dieser war schon vor seiner Geburt verstorben. Isenkrahe hatte 1856 das Progymnasium in Jülich besucht, 1857 das Marzellengymnasium in Köln und 1858–1863 das Königliche Gymnasium in Bonn. 1863–1868 studierte er an der Universität Bonn, wo er die Fächer Mathematik, Physik, Chemie, Mineralogie, Botanik, Zoologie, Philosophie, Latein und Deutsch belegte. Am 31. Juli 1866 wurde er mit einer preisgekrönten Arbeit über die Anatomie der Helicina titanica – einer Schneckenart – zum Dr. phil. promoviert. Am 26. Februar 1869 erwarb er für die gewählten Studienfächer die Lehrbefugnis als Oberlehrer (pro facultate docendi).

Nach einem Probejahr 1869/1870 am Gymnasium von Bonn wirkte er von 1870 bis 1882 zuerst am Gymnasium von Krefeld (dem heutigen Arndt-Gymnasium) als Oberlehrer, ab 1883 am Realprogymnasium in Bonn. In der Hoffnung, an der Bonner Universität in die Hochschul-Laufbahn überwechseln zu können, hatte er dort 1883 an der mathematischen Fakultät bei Rudolf Lipschitz eine Habilitationsschrift eingereicht, die den Titel trug: „Ueber die Inversion der vollständigen elliptischen Integrale erster und zweiter Gattung für ihre reellen Muduln nebst einer eingeschalteten allgemeineren Untersuchung über die Bestimmung der Convergenzgrenze invertierter Potenzreihen“. Die Fakultät befürwortete seinen Plan, doch scheiterte dieser aus fachfremden Gründen an Berliner Regierungsstellen. Auch ein späterer Versuch, an der Technischen Universität Braunschweig einen Lehrauftrag zu erhalten, schlug fehl. Der Verdruss über diese Misserfolge hielt bis zu seinem Lebensende an. Von 1893 bis 1911 war er am Gymnasium von Trier als Gymnasialprofessor tätig. Am 1. April 1911 trat er dort in den Ruhestand. Sein Wohnsitz blieb Trier.

Bis zu seinem Tod 1921 blieb Isenkrahe auf den Gebieten Mathematik, Physik und Naturphilosophie wissenschaftlich aktiv. Er korrespondierte mit namhaften Mathematikern und Physikern, wie z. B. Hermann von Helmholtz, Heinrich Hertz, Felix Klein und Philipp Lenard.

Wegen seiner außergewöhnlichen wissenschaftlichen Schaffenskraft und Vielseitigkeit ehrte ihn die Philosophische Fakultät der Universität Bonn anlässlich seines goldenen Doktorjubiläums am 31. Juli 1916 demonstrativ mit der Erneuerung seiner Doktorwürde.

Caspar Isenkrahe starb am 12. August 1921 nach schweren körperlichen Leiden. Sein Nachlass wird in Trier verwahrt, und zwar teils im Stadtarchiv und teils im Bistumsarchiv. Der Teilnachlass I im Stadtarchiv Trier (Umfang: 0,5 laufende Meter, Laufzeit: 1893–1941) enthält Schriftwechsel, Gedichte, Tonschöpfungen, Manuskripte sowie verschiedene Sammlungen zum kulturellen Leben in Trier um die Zeit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Im Teilnachlass II im Bistumsarchiv Trier (Umfang: 2,50 laufende Meter) befinden sich persönliche Unterlagen, Werke, eine Biographie sowie weiterer Schriftwechsel.

Werk

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Isenkrahe hatte stets eine besondere Neigung zur Mathematik gehabt und konnte eine Reihe von Veröffentlichungen auf dem Gebiet der reinen Mathematik vorweisen. Insbesondere hat er sich mit der Theorie der Primzahlen befasst.[1] Auf dem Gebiet der Naturphilosophie faszinierte ihn vor allem die Unendlichkeitsfrage.

Als Physiker setzte sich Isenkrahe kritisch mit den Gravitationstheorien seiner Zeit auseinander.[2] Aufbauend auf Le Sages Theorie der Gravitation unterbreitete er einen eigenen Vorschlag zur Erklärung des Phänomens der Schwerkraft[3][4], der von bekannten Physikern wie Paul Drude[5], Walter Ritz[6] und Arnold Sommerfeld beachtet wurde.

Als Pädagoge und gläubiger Katholik fühlte sich Isenkrahe verpflichtet, auf naturphilosophischer Basis den Gottesbeweis anzutreten. Auch erachtete er es als notwendig, den paranormalen Phänomenen wissenschaftlich auf den Grund zu gehen, die von der katholischen Kirche als ‚Wunder‘ ausgegeben wurden. Er beschäftigte sich später in zunehmendem Maße mit Experimental-Theologie.

Im reifen Alter eines Philosophen versuchte Isenkrahe, auf die im ersten Quartal des 20. Jahrhunderts entbrannte Debatte um die Relativitätstheorie[7], die zum Teil mit wissenschaftlich unzulässigen Mitteln geführt worden war, mit seiner Abhandlung Elementaranalyse der Relativitätstheorie (1921) schlichtend einzugreifen. Ihm schien, dass „zur Erziehung von Klarheit und zur Anbahnung wissenschaftlichen Friedens nichts geeigneter“ sei „als die exakte Zerlegung des Streitobjekts in seine Letztbestandteile, die Vorführung der ‚Elemente‘, der ‚Grundbegriffe‘ und ‚Grundsätze‘, aus denen der Bau der Theorie zusammengefügt wurde“. Die Schrift sollte dazu dienen, zur Relativitätstheorie „die Einleitung zu liefern, eine Reihe unumgänglicher Vorfragen zu behandeln und sie ohne jede Voreingenommenheit, ohne Rücksichtnahme auf irgendwelche Personen und Tendenzen rein sachlich zu erörtern“.

Später setzte seine Tochter Cäcilie Isenkrahe seine Forschungen auf dem Gebiet der Experimental-Theologie fort. 1927 beschäftigte sie sich mit dem Fall Therese Neumann in Konnersreuth.[8][9] Ein 1929 unter dem Namen C. Isenkrahe veröffentlichtes Gedicht geht vermutlich auf Caspar Isenkrahe zurück.[10]

Quellen

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  1. Caspar Isenkrahe (1900) „Ueber eine Lösung der Aufgabe, jede Primzahl als Function der vorhergehenden Primzahlen durch einen geschlossenen Ausdruck darzustellen“, Mathematische Annalen 53, 42 – 44, 6. April 1900.
  2. Caspar Isenkrahe, „Isaac Newton und die Gegner seiner Gravitationstheorie unter den modernen Naturphilosophen“, Schulnachrichten des Gymnasiums zu Crefeld, Crefeld 1978.
  3. Caspar Isenkrahe, Das Räthsel von der Schwerkraft: Kritik der bisherigen Lösungen des Gravitationsproblems und Versuch einer neuen auf rein mechanischer Grundlage, Braunschweig 1879.
  4. Caspar Isenkrahe, Die Rückführung der Schwere auf Absorption und die daraus abgeleiteten Gesetze, Leipzig 1892.
  5. Paul Drude (1897) „Ueber Fernewirkungen“ (Referat gehalten für die 69. Versammlung der deutschen Naturforscher und Aerzte in Braunschweig, 1897; Sektion Physik) Beilage zu den Annalen der Physik und Chemie 62. Neue Folge, Heft 1, I – XLIX; Berichtigung zu Seite XXXIX: Annalen der Physik und Chemie 62, Heft 12, 693, Dezember 1897.
  6. Walter Ritz (1909) „Die Gravitation“, Scientia, 1. April 1909.
  7. Hugo Dingler (1925) „Bilanz der Relativitätstheorie“, Süddeutsche Monatshefte 23, Nr. 3, 210 – 218, Dezember.
  8. Josef Hanauer: Konnersreuth als Testfall – Kritischer Bericht über das Leben der Therese Neumann, Manz Verlag, München 1972, Kapitel X (Memento vom 20. Juli 2008 im Internet Archive).
  9. Josef Hanauer: Der Schwindel von Konnersreuth – ein Skandal ohne Ende?, Eigenverlag 1989, Kapitel VIII (Memento vom 23. Februar 2008 im Internet Archive).
  10. C. Isenkrahe, „Die Eifel, Rheinlands Stolz und Zier“, Eifel-Kalender, Jahrgang 1929, S. 4.

Werkverzeichnis

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Monografien

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Beiträge

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Literatur

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Personendaten
NAME Isenkrahe, Caspar
ALTERNATIVNAMEN Isenkrahe, Mathias Caspar Hubert (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Mathematiker, Physiker und katholischer Naturphilosoph
GEBURTSDATUM 12. Mai 1844
GEBURTSORT Müntz bei Jülich
STERBEDATUM 12. August 1921
STERBEORT Trier