Carola Stern (* 14. November 1925 in Ahlbeck; † 19. Januar 2006 in Berlin; eigentlich Erika Asmuß, verheiratete Zöger) war eine deutsche Publizistin und Journalistin.

Biografie

Carola Stern (li.) im November 1986 beim Parteitag der Grünen in Hamburg

Carola Stern wurde am 14. November 1925 als Erika Emma Ida Asmuß in Ahlbeck auf Usedom geboren, wo ihre verwitwete Mutter in der Prinzenstraße 9 eine Pension führte. Ihre Eltern waren der Kreisausschuss-Obersekretär Otto August Friedrich Asmuß und Ella Ida Wilhelmine Asmuß, geb. Schwandt, Tochter des Fischers Jacob Schwandt.[1] In ihrer Jugend änderte Stern selbst ihren Geburtsnamen in Aßmus bzw. Assmus.[2]

Seit Frühjahr 1936 besuchte sie als Fahrschülerin die Fontane-Schule in Swinemünde, eine Oberschule für Mädchen (hauswirtschaftlicher Zweig), wo sie 1944 das Abitur ablegte.

Im NS-Staat wurde Asmuß Jungmädel-Gruppenführerin im BDM.

Sie hatte Kontakt zu US-Amerikanern in West-Berlin, wo ihre Mutter im Krankenhaus lag, und wurde 1947 vom CIC als Agentin angeworben. In deren Auftrag infiltrierte Assmus die FDJ, trat später der SED bei und erhielt eine Dozentur in der SED-Parteihochschule „Karl Marx“, die sich damals in der Neuen Hakeburg befand. Von einer Freundin wurde sie bei den DDR-Behörden denunziert. Nach einem Verhör durch die Parteikontrollkommission der Parteihochschule flüchtete Assmus am 21. Juni 1951 nach West-Berlin.

Bis 1959 studierte Carola Stern Politik an der damaligen Deutschen Hochschule für Politik und der Freien Universität Berlin, wo sie am 29. April 1952 immatrikuliert wurde. Während dieser Zeit erlebte sie zwei Entführungsversuche durch Stasi-Agenten.

Schreibmaschine und (rechts hinten) eine Gehhilfe von Carola Stern in der Gedenkstätte Hans-Werner-Richter-Haus in Bansin (Usedom)

Zu ihrem eigenen Schutz unterschrieb die nun in West-Berlin publizierende Autorin anfangs mit drei Sternen, später mit dem Pseudonym Carola Stern. Dieses Pseudonym ließ ihre Leser häufig fälschlicherweise annehmen, dass sie Jüdin sei. Carola Stern verfasste während dieser Zeit zahlreiche Schriften über die DDR, die SED und ihre Repräsentanten.

Während ihrer Tätigkeit als Lektorin beim Verlag Kiepenheuer & Witsch in Köln von 1960 bis 1970 konzentrierte sich die sozialdemokratische Autorin auf Themenfelder wie Menschenrechte, Frauen- und Innenpolitik und arbeitete zugleich als Expertin für DDR-Interna.

Carola Stern gehörte 1961 neben Gerd Ruge und Felix Rexhausen zu den Mitbegründern der westdeutschen Sektion von Amnesty International, deren Vorsitz sie übernahm. Später sagte sie darüber: „Wenn ich auf mein Leben zurückblicke und denke, was ich alles gemacht habe, sage ich immer: Das Vernünftigste, was ich in meinem Leben getan habe, war amnesty international in der Bundesrepublik zu gründen.“[3]

Schon vor ihrer Zeit als Radioredakteurin und prominente Kommentatorin für den WDR zwischen 1970 und 1985 setzte sich Stern für die Entspannungspolitik zwischen Ost und West ein.

In der Ausgabe der Zeitschrift Stern vom 6. Juni 1971 unterzeichnete Carola Stern das Bekenntnis „Wir haben abgetrieben!“.

Seit 1976 war Stern Mitherausgeberin der Zeitschrift L '76, 1980 umbenannt in L '80, zusammen mit Heinrich Böll und Günter Grass, welche u. a. auch den Verfolgten des Prager Frühlings eine Plattform bot. Zeitweise leitete sie die Programmgruppe Kommentare und Feature beim WDR. Gemeinsam mit Erhard Eppler, Inge Aicher-Scholl, Walter Dirks, Helmut Gollwitzer, dem Verfassungsrichter Helmut Simon und zahlreichen anderen Prominenten gründete sie die Gustav-Heinemann-Initiative.

Carola Stern war mit dem ehemaligen WDR-Journalisten Heinz Zöger verheiratet. 1990 übersiedelte sie mit ihm nach Berlin, wo er im März 2000 verstarb. 1996 erwarb das Ehepaar ein Ferienhaus in Balm auf Usedom.

Nach ihrer Pensionierung schrieb Carola Stern Bücher. Im Jahr 2000 unterzeichnete sie zusammen mit Hartmut von Hentig und Günter Grass einen Aufruf, die Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter nicht weiter zu verschleppen.

Carola Sterns Bibliothek im Hans-Werner-Richter-Haus

Ihre letzten Lebensjahre verbrachte Carola Stern in der Residenz Sophiengarten in Berlin-Steglitz. Am 19. Januar 2006 verstarb sie in einem Berliner Krankenhaus. Carola Stern ist in Benz auf der Insel Usedom beigesetzt, wo sich bereits das Grab ihres Ehemannes befand.[4]

Im Seebad Bansin auf Usedom befinden sich Teile ihres Nachlasses im Hans-Werner-Richter-Haus. Der Gemeinderat ihres Geburtsorts Ahlbeck hatte bereits zu ihren Lebzeiten abgelehnt, eine Gedenkstätte für sie einzurichten, was ihr Wunsch gewesen war.

Im Januar 2008 gab das P.E.N.-Zentrum Deutschland die Gründung der Carola-Stern-Stiftung bekannt. Diese soll verfolgte und bedrohte Autoren und deren Familie unterstützen und ihre Integration in Deutschland erleichtern.[5]

Veröffentlichungen

Filme

Mitgliedschaften

Ehrungen und Auszeichnungen

Literatur

Einzelnachweise

  1. Namensschreibung und Vornamen so im Geburtsschein des Standesamtes Ahlbeck, 17. November 1925, Sammlung der Carola-Stern-Gedenkstätte im Hans-Werner-Richter-Haus, Seebad Bansin.
  2. Vgl. ihren Studentenausweis der FU Berlin vom 7. Dezember 1954, Matrikel-Nr. 8440, ebenda.
  3. Eduard Prüssen (Linolschnitte), Werner Schäfke und Günter Henne (Texte): Kölner Köpfe. 1. Auflage. Univ.- und Stadtbibliothek, Köln 2010, ISBN 978-3-931596-53-8, S. 106.
  4. Carola Stern. Abgerufen am 12. Mai 2023 (Grab von Carola Stern).
  5. Carola-Stern-Stiftung für Meinungsfreiheit. 26. Januar 2008, abgerufen am 12. Mai 2023.
  6. Carola Stern in Berlin mit 80 Jahren gestorben. In: Rhein-Zeitung online. 20. Januar 2006, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Oktober 2014; abgerufen am 14. Dezember 2019.