Caliban ist eine Figur aus William Shakespeares Theaterstück Der Sturm.

Rolle im Stück

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Caliban ist bis zum Ende des Stückes der Sklave des weisen Zauberers Prospero. Caliban ist der Sohn der wegen Zauberei angeklagten und aus Algerien verbannten Sycorax. Diese wurde auf einer Insel, schwanger mit Caliban, zurückgelassen und starb vor Prosperos Ankunft. Caliban weist darauf hin, dass Setebos der Gott seiner Mutter sei.

Franz Marc, Caliban

Prospero, der seine Triebe kontrolliert, kann als Inbegriff von Kultur gedeutet werden. Der wilde Caliban (dessen Name ein Anagramm von canibal ist) stellt einen Gegensatz zur Kultur dar: Er verkörpert die Natur als ungebildete, triebgesteuerte Energie, „unfähig zu freier Selbstbestimmung und daher wesensmäßig dazu ausersehen, beherrscht und benutzt zu werden – eine Auffassung, die der Unterwerfung »wilder« Völker seit der Renaissance ethische Argumente lieferte“ (vgl. Kindlers Literaturlexikon). Caliban verändert jedoch seinen Charakter während des Stückes und sieht schließlich mit einer antrainierbaren Dienstwilligkeit ein, dass dem Gebieter Prospero der Vorzug vor dem Alkoholiker Stephano zu geben sei.

Prospero rechtfertigt seine raue Behandlung gegenüber Caliban damit, dass er ihn beschuldigt, Caliban habe versucht, seine Tochter Miranda zu vergewaltigen (oder zu verführen, dies geht nicht eindeutig aus dem Text hervor). Prospero versklavt Caliban und foltert ihn in der Annahme, dass seine Anschuldigungen der Wahrheit entsprechen. Als Folge wählt Caliban den Schiffbrüchigen Stephano als Gott und neuen Herrn, nachdem er Wein von ihm getrunken hat. Caliban verlangt von Stephano, dass er Prospero töten solle, um Herr der Insel zu werden. Doch schließlich lernt Caliban, dass Stephano weder ein Gott noch Prospero ebenbürtig ist, und nimmt wieder seine (unfreiwillig) gehorsame Haltung gegenüber Prospero ein.

Auch wenn Prospero ihn als brutalen Wilden sieht, wird Caliban eine der bewegendsten Reden des gesamten Stückes eingeräumt:

„Be not afeard; the isle is full of noises,
Sounds and sweet airs, that give delight and hurt not.
Sometimes a thousand twangling instruments
Will hum about mine ears, and sometime voices
That, if I then had waked after long sleep,
Will make me sleep again: and then, in dreaming,
The clouds methought would open and show riches
Ready to drop upon me that, when I waked,
I cried to dream again.“

Act 3, Scene 2

„Sei nicht furchtsam, die Insel ist voll von Geräuschen,
Tönen und anmutigen Melodien, was Freude bringt und nicht schmerzt.
Manchmal erklingen tausend klimpernde Instrumente
Über meinem Haupte – und manchmal hör' ich Stimmen,
Die, wenn ich nach langem Schlaf erwachen würde,
Mich wieder schläfrig machten; dann deucht's mir im Traume
Die Wolken täten sich auf und offenbarten Schätze,
Bereit, auf mich herab zu regnen, dass ich, wenn ich erwache,
Schrei' und weine, weil ich wieder träumen möchte.“

3. Akt, 2. Szene

Wirkungsgeschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Silvia Federici: Caliban und die Hexe. Frauen, der Körper und die ursprüngliche Akkumulation. Hrsg.: Silvia Federici. 5. Auflage. Mandelbaum Kritik & Utopie, Budapest 2018, ISBN 978-3-85476-670-4.
  2. Urte Helduser: Imaginationen des Monströsen. Wissen, Literatur und Poetik der "Missgeburt" 1600-1835. Wallstein Verlag, Göttingen 2016, ISBN 978-3-8353-1764-2, S. 112.