Bernhard Carl Emmanuel Rensch (* 21. Januar 1900 in Thale; † 4. April 1990 in Münster) war ein Evolutionsbiologe, Zoologe, Verhaltensforscher, Neurophysiologe und Philosoph sowie Mitbegründer der synthetischen Evolutionstheorie. Er war Ordinarius für Zoologie und Direktor des Zoologischen Instituts an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Zusammen mit seiner Frau Ilse Rensch (geb. Maier) (1902–1992) arbeitete er auch auf dem Gebiet der Malakologie und beschrieb mehrere neue Arten und Unterarten von Landschnecken.

Leben

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Bernhard Rensch wurde am 21. Januar 1900 in Thale im Harz geboren. Im Jahr 1925 wurde er Assistent und Abteilungsverwalter am Museum für Naturkunde, Berlin, an dem er bis 1937 wirkte. Unter anderem führte er 1927 eine sehr erfolgreiche Expedition zu den Kleinen Sunda-Inseln durch. Die wissenschaftlichen Ergebnisse dieser Reise fasste er 1930 in einem Buch zusammen, von dem insbesondere wichtige Impulse für die Biogeographie ausgingen. Als Nebenaspekt sind diesem Werk seine Eindrücke über die damals noch völlig unerforschte Musik von Lombok zu entnehmen. Im Jahre 1928 veröffentlichte er eine wichtige Arbeit zur Frage der Artentstehung (Das Prinzip geographischer Rassenkreise und das Problem der Artbildung), in dem er zahlreiche Ideen vorstellte, die später in die von ihm mitbegründete synthetische Evolutionstheorie Eingang fanden. Sein philosophisches Interesse galt besonders dem Leib-Seele-Problem. Hier entwickelte er eine eigene Form des Identismus (s. Lit.; Identitätstheorie). z. B. behauptet er, induktiv (also auf naturwissenschaftlicher Grundlage) zeigen zu können, dass das Auge (und andere Sinnesorgane) direkt am Bewusstsein Anteil hätten.

Rensch war Mitglied in verschiedenen NS-Organisationen. Von Beginn an im Reichsbund der Deutschen Beamten, trat er der NSV (1. Oktober 1935), dem Reichsluftschutzbund (4. Februar 1936), dem NSLB (September 1936), dem Reichskolonialbund sowie dem NSDDB bei.

Aufgrund letztlich nicht zu klärender Umstände verließ Rensch das Museum und fand eine Anstellung als Direktor am Landesmuseums für Naturkunde der Provinz Westfalen, wo er den von den Nationalsozialisten aus dem Amt entfernten Hermann Reichling ersetzte. Rensch habilitierte sich 1937 für Zoologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Im Jahr 1944 erhielt er einen Lehrstuhl für Zoologie an der Deutschen Universität Prag. Nach Kriegsende kehrte er 1945 nach Münster zurück und ab 1947 war er ordentlicher Professor am dortigen zoologischen Institut der Universität.

1953/1954 war Rensch Präsident der Deutschen Zoologischen Gesellschaft. Im Jahr 1956 gab er die Leitung des Westfälischen Museums für Naturkunde an seinen Schüler, den ehemaligen Jagdflieger Ludwig Franzisket ab, um sich nun ausschließlich seiner Arbeit als Hochschullehrer zu widmen. 1968 wurde er emeritiert.

1977 unternahm Rensch in Das universale Weltbild. Evolution und Naturphilosophie den Versuch, eine universelle Evolutionstheorie zu formulieren. Von der Evolution des Universums bis hin zur Erde, von der Bildung menschlicher „Rassen“, Völker und Kulturen bis zu ethischen und religiösen Vorstellungen wird alles im Sinne einer durchgängigen Evolution beschrieben. Selbst die Kunstgeschichte, die menschliche Psyche und einige Naturgesetze unterliegen nach Rensch diesem Prozess. Allerdings formuliert er nirgends allgemeine Evolutionsgesetze oder gar eine allgemeine Evolutionstheorie, sondern bleibt bei philosophischen Betrachtungen.[1]

Bernhard Rensch starb 1990 im Alter von 90 Jahren.

Ehrungen

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1958 erhielt Bernhard Rensch als einer von 18 Wissenschaftlern, „die Hervorragendes dazu beigetragen haben, die Darwinschen Ideen weiterzuentwickeln und die großen Probleme der Evolution ein wenig aufzuhellen“ die Darwin-Wallace-Medaille und 1959 die Darwin-Plakette der Leopoldina. 1975 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt, 1977 in die National Academy of Sciences. Seit 2004 vergibt die Gesellschaft für Biologische Systematik (GfBS) den Bernhard Rensch-Preis für herausragende Leistungen von Nachwuchswissenschaftlern auf dem Sektor der Systematik und Biodiversitätsforschung.[2]

Werke

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Allgemeine, theoretische, philosophische, weltanschauliche Arbeiten

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Zoologische Arbeiten

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Von Rensch neu beschriebene Taxa

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Siehe auch

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Architekten der Synthetischen Evolutionstheorie (1930–1950):

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Gerhard Vollmer: Im Lichte der Evolution. Darwin in Wissenschaft und Philosophie. S. Hirzel, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-7776-2617-8. (Vorschau des Buches bis S. 61 als PDF), abgerufen am 17. März 2024, S. 32–33.
  2. Uwe Fritz: GfBS: Verleihung des ersten Bernhard-Rensch Preises der GfBS. In: gfbs-home.de. 30. Juli 2015, abgerufen am 12. Juli 2017.
Personendaten
NAME Rensch, Bernhard
ALTERNATIVNAMEN Rensch Bernhard Carl Emmanuel
KURZBESCHREIBUNG deutscher Evolutionsbiologe
GEBURTSDATUM 21. Januar 1900
GEBURTSORT Thale im Harz
STERBEDATUM 4. April 1990
STERBEORT Münster