Karte mit den Orten der Schüsse um Washington, chronologisch nummeriert

Die Beltway Sniper Attacks waren eine Reihe von Angriffen auf die Zivilbevölkerung durch zwei Heckenschützen im Oktober 2002, betroffen war das Gebiet um Washington, D.C. und die Interstate 95 (der sogenannten Beltway) in Virginia. Die beiden Täter, die Ende Oktober 2002 festgenommen werden konnten, hatten mittels eines mit einer Zieleinrichtung ausgestatteten Selbstladegewehrs auf Passanten geschossen. Sie benutzten ein Fahrzeug, das so modifiziert war, dass sie liegend aus dem Kofferraum unerkannt schießen konnten. Mindestens zehn Menschen wurden getötet und drei schwer verletzt, drei weitere Morde konnten den Tätern allerdings nicht nachgewiesen werden.

Die Täter traten mehrmals telefonisch oder schriftlich über Notizen am Tatort mit den Behörden in Kontakt. Über das Motiv der Taten gibt es dennoch widersprüchliche Aussagen, darunter Terrorismus, die Erpressung von 10 Millionen Dollar sowie die Verschleierung des geplanten Mordes an der Ehefrau eines der beiden Täter.

Die Schützen

Nachdem die Behörden zunächst von einem einzigen Schützen ausgingen, bekam der Täter von den Medien verschiedene Titel: Beltway Sniper, D.C. Sniper, Washington Sniper, Serial Sniper und gegen Ende Tarot Card Sniper. Entgegen den Spekulationen stellte sich allerdings heraus, dass es zwei Täter gab: den 41-jährigen John Allen Muhammad und den 17-jährigen Lee Boyd Malvo, der sich als Muhammads Sohn ausgab und sich John Lee Malvo nannte.

Chronologie der Ereignisse

Verhaftung

Nach einem Hinweis aus der Bevölkerung gerieten John Allen Muhammad und Lee Boyd Malvo in dringenden Tatverdacht, so dass Haftbefehl erlassen wurde. An einem der Tatorte blieb ein Fingerabdruck Malvos zurück. Dieser war den Behörden aus Ermittlungen der Einwanderungsbehörden bekannt. Auf Muhammad war ein blauer Chevrolet Caprice, Baujahr 1990 zugelassen, den die Polizei öffentlich zur Fahndung ausrief. Am 24. Oktober entdeckte ein Lastwagenfahrer das Fahrzeug auf einem Parkplatz und alarmierte die Polizei. Es war zunächst nicht klar, ob sich die Verdächtigen auch im Fahrzeug befanden. Ein Spezialeinsatzkommando griff auf das Fahrzeug zu und überraschte Muhammad und Malvo im Schlaf. Im Wagen fanden die Beamten die Tatwaffe.

Strafprozess und Verurteilung

Am 22. April 2005 wurde Muhammad zum Tode verurteilt, die Hinrichtung erfolgte am 10. November 2009 per Giftspritze. Sein Komplize Malvo wurde aufgrund seiner Minderjährigkeit zur Tatzeit zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe ohne Bewährungsmöglichkeit verurteilt. Malvo gab im September 2012 der Washington Post ein Interview, in dem er sich für die Taten entschuldigte. Er bezeichnete sich in dem Interview selbst als Monster und Dieb, weil er den Menschen das Leben gestohlen habe.

Der Zivilprozess

Die Familien einiger Opfer erhoben Klage gegen die Täter, den Waffenhändler und den Hersteller. Dem Waffenhändler wurde grobe Fahrlässigkeit nachgewiesen, aus seinem Lager „verschwanden“ im Laufe von drei Jahren insgesamt 238 Gewehre. Auch der Hersteller wurde belangt, da sein Vertrieb von Waffen als unverantwortlich bezeichnet werden konnte. Alle drei beklagten Parteien wurden verurteilt, den Familien der Opfer wurden 2,5 Mio. US-Dollar zugesprochen. Es war das erste Mal, dass Waffenfirmen und deren Händler wegen Gewalttaten verurteilt wurden, die mit ihren Produkten begangen wurden, und stellt somit einen Präzedenzfall dar.

Kulturelle Verarbeitung

Erinnerung

In den Brookside Gardens in Wheaton, Maryland steht ein Mahnmal für die Opfer.

Trivia

Die Taktik des aus dem Kofferraum schießenden Heckenschützen war bereits während des Nordirlandkonflikts von den South Armagh Snipers bis 1997 angewandt worden.