Anisotropie (von altgriechisch ἀν- an- „un-“ [Alpha privativum], ἴσος isos „gleich“ und τρόπος tropos „Drehung, Richtung“) ist die Richtungsabhängigkeit einer Eigenschaft oder eines Vorgangs. Anisotropie ist das Gegenteil von Isotropie. Der Begriff wird in diesem Sinn in der Physik (z. B. Strahlung, Magnetismus, Ausbreitungsgeschwindigkeit von Erdbebenwellen), Materialwissenschaft, Kristallographie und Mathematik auf jeweils unterschiedliche Eigenschaften der betrachteten Systeme angewandt.

Beispiele

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Beispiele: mit Glas- oder Kohlenstofffasern verstärkte Kunststoffe (GFK und CFK) und verstreckte Kunststoffe haben ein richtungsabhängiges Elastizitätsgesetz, nicht jedoch unverstärkte Kunststoffe oder Metalle.
Siehe auch:

Überblick: Isotropie, Anisotropie, Bianisotropie am Beispiel des Elektromagnetismus

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Es geht um die Verbindung der folgenden Größen:

Isotropie

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In isotropen Materialien sind die elektromagnetischen Eigenschaften in allen Richtungen gleich. Die Größen und sowie und werden jeweils durch einen skalaren Faktor miteinander verbunden:

Dabei ist die magnetische Permeabilität im Vakuum.
Beispiel: magnetisches Feld im Vakuum
Dabei ist die Dielektrizitätskonstante oder Permittivität im Vakuum.
Beispiel: elektrisches Feld im Vakuum

Anisotropie

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In anisotropen Materialien hängen die elektromagnetischen Eigenschaften von der Richtung ab. Die Größen und sowie und werden jeweils durch einen Tensor 2. Stufe (eine 3 x 3 Matrix) miteinander verbunden. Dieser Tensor beschreibt die Richtungsabhängigkeiten:

Beispiel: Formanisotropie, ferromagnetische dünne Schichten, Kristallanisotropie
Beispiel: Doppelbrechung

Bianisotropie

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Bianisotropie ist eine Verallgemeinerung der Anisotropie. In bianisotropen Materialien hängen die elektromagnetischen Eigenschaften nicht nur von der Richtung ab, sondern elektrische und magnetische Feldstärken sind auch voneinander abhängig und beeinflussen gemeinsam die elektrischen und magnetischen Flussdichten. Elektrische und magnetische Flussdichte können nun nicht mehr getrennt betrachtet werden, sondern sind gemeinsam über vier 3 x 3 Matrizen mit der elektrischen und magnetischen Feldstärke verbunden:

Dabei sind , , , die vier 3 x 3 Matrizen, in denen sich die verschiedenen Abhängigkeiten ausdrücken.
Beispiel: In der Nanotechnologie werden Strukturen in isotrope Materialien eingelagert, um bestimmte Effekte zu erzielen. Hierbei wird willkürlich und beabsichtigt eine Bianisotropie hervorgerufen.[2]

Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. Will Kleber, Hans-Joachim Bautsch, Joachim Bohm (1990): Einführung in die Kristallographie. Verlag Technik. ISBN 3-341-00479-3, Seiten 14 f.
  2. Tom G Mackay, Akhlesh Lakhtakia: Electromagnetic Anisotropy and Bianisotropy: A Field Guide, WSPC, 2019, ISBN 978-9811203138
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