Alois Kernbauer (* 9. Oktober 1955 in Vorau, Steiermark) ist ein österreichischer Historiker und Archivar.

Leben

Nach der Reifeprüfung in Hartberg studierte er Geschichte, Germanistik, Rechtsgeschichte, Philosophie an der Karl-Franzens-Universität Graz (Dr. phil. 1982) und erwarb die Lehrbefähigung für Gymnasien (Mag. phil. 1983). Ab 1982 war er Assistent am Institut für Geschichte der Universität Graz, seit 1988 Beamter des höheren wissenschaftlichen Dienstes am Universitätsarchiv Graz und Mitarbeiter bzw. Leiter bei Forschungsprojekten.

Seit 1984 war er Lehrbeauftragter am Institut für Geschichte der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Graz, ab 1988 auch an der Medizinischen Fakultät und seit Jänner 1993 Leiter des Universitätsarchivs der Karl-Franzens-Universität Graz. Im Jahr 1991 habilitierte er sich für das Fach „Österreichische Geschichte mit Einschluss der Wissenschaftsgeschichte Österreichs“ an der Karl-Franzens-Universität Graz, seit 1998 führt er den Berufstitel „Außerordentlicher Universitätsprofessor“.

Nach der Emeritierung Günther Hamanns supplierte er 1994 dessen Vorlesung an der Universität Wien und ging anschließend als Gastprofessor an die University of Minnesota (USA). Weitere Gastprofessuren führten ihn 2000 an die University of Alberta (Canada) und 2002 an die University of Missouri St. Louis (USA).

Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf den Gebieten Zentraleuropäischen Geschichte, der Allgemeinen Wissenschaftsgeschichte, der Universitätsgeschichte und dem Konnex von Wissenschaftsentwicklung, Forschungsinstitutionen und sozio-kulturellen Rahmenbedingungen. Darüber hinaus beschäftigt er sich mit Fragen der Entstehung wissenschaftlicher Disziplinen seit dem 18. Jahrhundert[1], der Freiheit von Wissenschaft[2], der Rolle von Intuition[3] und von Zufall[4] in der Forschung sowie dem Konnex von wissenschaftlicher Tätigkeit und gesellschaftlicher Verantwortung[5] in der Geschichte. Seine Forschungen kreisen vor allem auch um Fragen von Wissenschaft und Universität im Nationalsozialismus.

Kernbauer ist seit 1993 Herausgeber der Publikationen aus dem Archiv der Universität Graz und Mitherausgeber der Mitteilungen der Österreichischen Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte.

Er gehört der CIHU/ICHU (Commission Internationale pour l'Historie des Universités/International Commission for the History of Universities) an.

Schriften (Auswahl)

Belege

  1. Alois Kernbauer: Wald und Forst - Von der Waldkunde zur Forstwissenschaft. Nachhaltigkeit, Wirtschaftswachstum und Fortschrittswille als Triebkräfte für die Entstehung einer Wissenschaftsdisziplin. In: Eva Klein, Gabriele Koiner, Christina Pichler (Hrsg.): Wald und Kunst: Die Natur als transdisziplinäres Phänomen im Kontext der Kulturwissenschaften. 1. Auflage. Graz University Library Publishing, Graz 2022, ISBN 978-3-903374-18-8, S. 151–168.
  2. Alois Kernbauer: Freiheit der Wissenschaft. Konstitutives Element des universitären Selbstverständnisses - Wandel zum Topos. In: Christian Bachhiesl, Markus Handy, Stefan Köchel, Ursula Lagger, Peter Mauritsch (Hrsg.): Freiheit und Wissenschaft. 1. Auflage. Velbrück Wissenschaft, Weilerswist 2022, ISBN 978-3-95832-284-4, S. 339–383.
  3. Alois Kernbauer: Intuition - Reflexionen anhand einiger Beispiele aus der Wissenschaftsgeschichte. In: Christian Bachhiesl, Sonja Maria Bachhiesl, Stefan Köchel (Hrsg.): Intuition und Wissenschaft. Interdisziplinäre Perspektiven. 1. Auflage. Velbrück Wissenschaft, Weilerswist 2018, ISBN 978-3-95832-143-4.
  4. Alois Kernbauer: Zufall. Begegnungen und Annäherungsversuche aus historischer und wissenschaftshistorischer Perspektive. In: Christian Bachhiesl, Sonja Maria Bachhiesl, Stefan Köchel, Bernhard Schrettle (Hrsg.): Zufall und Wissenschaft. Interdisziplinäre Perspektiven. 1. Auflage. Velbrück Wissenschaft, Weilerswist 2019, ISBN 978-3-95832-197-7, S. 407–441.
  5. Alois Kernbauer: "Revolutio" um 1600. Die Konzeptualisierung der Verantwortung von Wissenschaftlern im Rahmen des umfassenden Veränderungsprozesses der Epoche. In: Christian Bachhiesl, Sonja Maria Bachhiesl, Stefan Köchel (Hrsg.): Schuld. Interdisziplinäre Perspektiven auf ein Konstitutivum des Menschseins. 1. Auflage. Velbrück Wissenschaft, Weilerswist 2020, ISBN 978-3-95832-233-2, S. 57–80.
  6. Science Trail Graz. Abgerufen am 18. Januar 2021.