Alfred Mahlau (* 21. Juni 1894 in Berlin; † 22. Januar 1967 in Hamburg) war ein deutscher Maler, Grafiker und Hochschullehrer.

Leben

Briefmarke 800 Jahre Lübeck (1943)
Briefmarke 1000 Jahre Lüneburg (1956)
Das von Alfred Mahlau 1921 für die Stadtkasse der Freien Stadt Lübeck gestaltete, als Eiergeld bezeichnete Notgeld (Serie mit 5 Scheinen – oben links die einheitliche Vorderseite)

Mahlau war ein vielbeschäftigter Maler und Gebrauchsgraphiker. Er gestaltete unter anderem die Verpackung für das Marzipan von Niederegger[1] und arbeitete für Firmen der Region (die Lübecker Sieben Türme wie die Schwartauer Werke, die Lübeck-Büchener Eisenbahn, den Lübecker Fotografen Wilhelm Castelli), aber auch für die Stadtwerbung wie zum Beispiel mit seinem Plakat für die Nordische Woche 1921 in Lübeck.

Bekannt wurde sein Notgeld für die Hansestadt Lübeck (Eiergeld). In der Folge widmete er sich der Bühnenkunst insbesondere in Lübeck und Breslau. Im Jahre 1926 übernahm er den Entwurf und die Durchführung des Historischen Fest-Zuges zur 700-Jahrfeier der Reichsfreiheit Lübecks mit szenischen Darstellungen der Lübecker Geschichte.

Im Nationalsozialismus wurde er zum künstlerischen Beirat im Reichskontor der nationalsozialistisch orientierten Nordischen Gesellschaft berufen. Der nationalsozialistische Künstler Asmus Jessen, mit dem er in Lübeck seit langem kollegial verbunden war, wurde dort sein Assistent.[2]

Er war einer der Künstler, die vom Regime in die seit 1933 zu einer NS-konformen Institution umgestaltete Preußische Akademie der Künste berufen wurden.[3] 1937, als in München in den Hofgartenarkaden die Propagandaausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt wurde, zeigte die Neue Sammlung München als das staatliche Museum für angewandte Kunst eine große Werkübersicht zu Mahlau mit dessen Großaufträgen für das Reichsluftfahrtministerium.[4] Gleichzeitig wurden jedoch auch zwei Aquarelle von Mahlau in der Kieler Kunsthalle sowie das Aquarell Fabrikschornstein im Bau im Museum für Kunst und Kunstgewerbe in Stettin als entartete Kunst beschlagnahmt.[5] Mahlau war nicht nur als Maler, sondern auch als Bühnengestalter, Innenarchitekt, Zeichner und Grafiker in der NS-Epoche erfolgreich tätig.

Auf Vermittlung von Bürgermeister Hans Böhmcker entwarf er die Briefmarke zum 800. Stadtjubiläum Lübecks 1943. Für die Bildweberin Alen Müller-Hellwig schuf er von 1934 bis 1939 über 70 Entwürfe für Bildteppiche. Im August 1944 nahm ihn Adolf Hitler in die Gottbegnadeten-Liste der wichtigsten Gebrauchsgraphiker und Entwurfszeichner auf, was ihn zunächst vor einem Kriegseinsatz, auch an der „Heimatfront“ bewahrte.[6] 1944 fertigte er 50 Dokumentarzeichnungen des zerstörten Berlin für den Verlag Gebrüder Mann an, die seit Ende des Krieges verschollen sind.

Im Januar 1945 wurde Mahlau doch noch zum Volkssturm eingezogen. Er wurde östlich von Berlin eingesetzt, kam hier am 22. April 1945 in sowjetische Gefangenschaft und wurde in das Kriegsgefangenenlager 173/4 in Posen gebracht. An der Ruhr erkrankt, wurde er schon Ende Juli 1945 entlassen.[7]

An der Hochschule für bildende Künste Hamburg am Lerchenfeld in Hamburg erhielt er 1945 eine Professur für eine Grafikklasse, die er 1946 mit der Wiedereröffnung der Hamburger Landeskunstschule antreten konnte. Er bildete zahlreiche später erfolgreiche Künstler aus, dazu zählten u. a. Uwe Bangert, Horst Janssen, Vicco von Bülow (alias Loriot), Peter Neugebauer, Albert Christoph Reck, Ekkehard Thieme oder Heino Jaeger, Bernd Hering. Im Jahr 1948 gestaltete er das Verlagssignet für Hoffmann und Campe, das noch heute im Einsatz ist.[8] Er beeinflusste die Entwicklung des Lübecker Glaskünstlers Carl Rotter, indem er zahlreiche Glasdekore entwarf.

Nach dem Ende des NS-Regimes gestaltete er unter anderem die Totentanz-Fenster für die Lübecker Marienkirche. In seinen letzten Lebensjahren in Hamburg widmete er sich zahlreichen Projekten der Kunst am Bau. Neben dem Wappen für die Neuen Hamburger Elbbrücken gestaltete er auch die Turmuhr der St.-Jacobi-Kirche, die bis heute erhalten sind.

Ehrungen

Publikationen (Auswahl)

Niederegger-Verpackung (1927)

Einzelnachweise

  1. 1927 – Mahlau gestaltet das bis heute gültige „Corporate Design“: Markenzeichen und Lübeck-Symbole in Weiß, Rot und Gold („Die Geschichte des Hauses Niederegger“).
  2. Henning Repetzky, „Eine Welt zu beackern liegt vor mir“. Erich Klahn. Eine Monographie, Hannover 2001, S. 78.
  3. Hildegard Brenner: Ende einer bürgerlichen Kunst-Institutionen. Die politische Formierung der Preußischen Akademie der Künste ab 1933. München 1972, S. 155f.
  4. Peter Klaus Schuster/Karl Arndt, Nationalsozialismus und 'Entartete Kunst'. Die Kunststadt München 1937, München 1988, S. 41.
  5. Eintrag in der Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion "Entartete Kunst", Forschungsstelle "Entartete Kunst", FU Berlin, abgerufen am 17. Februar 2021; das Stettiner Aquarell befindet sich heute im Kunstmuseum Bern
  6. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 384.
  7. Susanne Mahlstedt / Ingaburgh Klatt (Hrsg.): Alfred Mahlau. Katalog der Ausstellung im Burgkloster Lübeck 1994, ISBN 978-3-926048-80-6, S. 27
  8. Hoffmann und Campe. Neuanfang zum 200-jährigen Jubiläum (Memento vom 23. Dezember 2005 im Internet Archive) abgerufen am 15. April 2013

Literatur