Aktives Museum Spiegelgasse

Das Gebäude in der Spiegelgasse 9
Daten
Ort Wiesbaden Welt-IconKoordinaten: 50° 5′ 6,9″ N, 8° 14′ 33,8″ O
Eröffnung 1999
Betreiber
Aktives Museum Spiegelgasse für Deutsch-Jüdische Geschichte in Wiesbaden e.V.
Website

Das Aktive Museum Spiegelgasse (mit dem offiziellen Namen „Aktives Museum Spiegelgasse für Deutsch-Jüdische Geschichte in Wiesbaden e. V.“) ist ein Ort zur Dokumentation des deutsch-jüdischen Erbes als Teil gemeinsamer Stadtkultur in Wiesbaden.

Gebäude

Das Gebäude in der Spiegelgasse 9

Zum Aktiven Museum – kurz AMS genannt – gehören in der Wiesbadener Spiegelgasse die Häuser Nr. 9 und Nr. 11. Das Haus Spiegelgasse 11 ist ein Fachwerkhaus aus dem Jahr 1735 und das älteste noch erhaltene jüdische Wohnhaus in Wiesbaden. Nach einer umfassenden Restaurierung dient es dem AMS seit 1999 als Ausstellungshaus, außerdem befinden sich dort die Büroräumlichkeiten der „Jugendinitiative Spiegelbild“ des AMS. In der Spiegelgasse 9 befinden sich die Geschäftsstelle des Vereins, eine umfangreiche Fachbibliothek mit fast 6000 Bänden, das Archiv sowie weitere Arbeitsräume. Haus Nr. 9, das heute unter anderem das „Pariser Hoftheater“ beherbergt, war im 18. und 19. Jahrhundert ein jüdisches Badehotel, das Badhaus zum Rebhuhn, in dem sich damals auch eine Mikwe befand.[1]

Geschichte

Im Herbst 1987 fanden sich zahlreiche Bürger zusammen, mit dem Ziel, das Haus Nr. 11 in der traditionsreichen Wiesbadener Spiegelgasse, die seit Ende des 17. Jahrhunderts Ort jüdischen Lebens war, vor Verfall und Abriss zu bewahren. Im März 1988 gründete sich aus dieser Initiative der „Förderkreis Aktives Museum deutsch-jüdischer Geschichte in Wiesbaden e. V.“, der den historischen Ort Spiegelgasse zu einem Ort der Erinnerung machen und sich in der ganzen Stadt für aktives Gedenken an das deutsch-jüdische Leben in Wiesbaden einsetzen wollte. Eine Vielzahl von Aktivitäten sollte dazu beitragen, vor allem auch im Zusammenwirken mit den Kirchen, dem Stadtjugendring und anderen Institutionen. Am 30. August 1992 organisierte der Verein einen Mahngang zum Gedenken an die ermordeten Wiesbadener Juden unter dem Motto „K-Ein Tag wie jeder andere“; erstmals wurden alle damals bekannten Namen der Wiesbadener Opfer der Schoah bekannt gemacht. Von Anfang an war der Kontakt zu ehemaligen jüdischen Bürgern und deren Nachkommen ein wichtiger Teil der Arbeit. Immer wieder kamen einige von ihnen auch nach Wiesbaden und waren bereit, sich als Zeitzeugen der jungen Generation gegenüber zu öffnen. Im Jahr 1993 konnte der Förderkreis seine Geschäftsstelle in der Spiegelgasse 7 eröffnen, eine kleine Bibliothek einrichten und zu eigenen Veranstaltungen einladen. Historische Orte, vor allem der Michelsberg als nicht mehr erkennbarer Platz der zerstörten Synagoge und der Schlachthof als Ort der Deportation nach Theresienstadt, wovon zahlreiche Fotos Zeugnis ablegen, wurden immer wieder in das öffentliche Bewusstsein geholt, oft auch mit künstlerischen Projekten. In den folgenden Jahren wurde stets der Deportation nach Theresienstadt oder der beiden anderen gedacht. Viele Rundgänge, in der Innenstadt und den Vororten, auch zu den insgesamt 7 jüdischen Friedhöfen fanden statt. Im Sommer 1999 war die Spiegelgasse 11 renoviert und konnte als Ausstellungshaus gemietet werden. Neben Filmen und Publikationen, meist in Zusammenarbeit mit verschiedenen Kooperationspartnern, wurden nun auch eigene Ausstellungen entwickelt. Im November 1999 verlieh die Landeshauptstadt Wiesbaden dem Verein den Kulturpreis. 2001 benannte er sich um in „Aktives Museum Spiegelgasse für Deutsch-Jüdische Geschichte in Wiesbaden“. 2004 wurden der Mitbegründer des AMS, Lothar Bembenek, und die Vorsitzende Dorothee Lottmann-Kaeseler, mit dem „Obermayer German Jewish History Award“ ausgezeichnet.[2] 2005 wurde erneut, wieder in Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden und der Fachhochschule Rhein-Main, ein intensiver Versuch unternommen, die Landeshauptstadt Wiesbaden für ein Mahnmal am Michelsberg zu gewinnen; die Hochbrücke war bereits 2001 abgerissen worden. Ein Wettbewerb dazu fand endlich 2006 statt. Im Jahr 2007 wurde mit finanzieller Unterstützung der Stadt Wiesbaden die Stelle eines Bildungsreferenten geschaffen und die „Jugendinitiative Spiegelbild“ gegründet, die Jugendarbeit im Sinne des AMS leistet und Jugendliche und junge Erwachsene in der Auseinandersetzung mit Geschichte und Erinnerung unterstützt.

Konzept

Trotz des Namens ist das AMS kein Museum, erst recht kein jüdisches Museum im traditionellen Sinn. Es ist Ort des Sammelns und Bewahrens, der Forschung und Dokumentation. Es versucht, dabei die Öffentlichkeit aktiv einzubinden, damit eine Brücke zwischen der heutigen jüdischen und der allgemeinen Stadtkultur wachsen und sich entwickeln kann. Das AMS konzentriert seine Arbeit auf vier Schwerpunkte:

In diesen Bereichen gibt es sowohl kurzfristige als auch längerfristige Tätigkeitsfelder und Projekte unterschiedlicher Art. So wanderte zum Beispiel ein offener Container, in dem 30 Fotos von der Deportation Wiesbadener Juden nach Theresienstadt im Jahr 1942 gezeigt wurden, 1998 vom „Tag des offenen Denkmals“ an für ein Jahr durch die Stadt, wobei an den einzelnen Standorten die jeweilige NS-Stadtgeschichte der Umgebung mit einbezogen wurde; alle Reaktionen wurden dokumentiert und die Fotos und Objekte für eine Ausstellung zusammengestellt, mit der im folgenden Jahr die „Spiegelgasse 11“ eröffnet wurde.

Aktivitäten

Ausstellungen (Auswahl)

Publikationen und Medien (Auswahl)

Längerfristige Angebote

Neben den Sonder- und Dauerausstellungen sowie der Bibliothek mit zirka 6000 Bänden und dem Archiv mit Ton-, Film- und Photodokumenten zu den Themen Judenverfolgung, Zeitzeugen, Erinnerungsarbeit und Gedenkpädagogik:

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Jung: Vom jüdischen Badehaus zur Kleinkunstbühne - Der "Pariser Hof", in: Gerhard Honekamp et al. (Hrsg.): Alltag zwischen Mächtigen und Müßiggängern - Historische Erkundungen in Wiesbaden und Umgebung, Breuer, Wiesbaden-Erbenheim 2. Auflage 1995, S. 41–46.
  2. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 22. Oktober 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.obermayer.us
  3. Pressearchiv Aktives Museum, 2007