Agamemnons Tod ist ein Versdrama des deutschen Nobelpreisträgers für Literatur Gerhart Hauptmann, das vom Juni 1942 bis zum Januar 1944 entstand[1] und am 10. November 1947 in den Kammerspielen des Deutschen Theaters Berlin unter der Regie von Heinz Wolfgang Litten[A 1] mit der Musik von Herbert Baumann uraufgeführt wurde. Walther Süssenguth spielte in dem Einakter – dem 2. Teil der Atriden-Tetralogie – die Titelrolle, Gerda Müller die Klytämnestra, Fritz Rasp den Aigisthos, Horst Drinda den Orest, Ingo Osterloh den Pylades, Käthe Braun die Elektra und Eduard von Winterstein den Thestor.

Die Tragödie ist eine Bearbeitung von Die Ermordung König Agamemnons des Aischylos.[2]

Gerhart Hauptmann auf einem Gemälde von Lovis Corinth anno 1900

Inhalt

In der Argolis, in dem in den Bergen nahe bei Mykene versteckten Demeter­tempel, zehn Jahre nach dem Ende des ersten Teils der Tetralogie: Orest, Pylades und Elektra fragen den Tempelwächter Thestor, einen ehemaligen Bauern, nach dem Schicksal der Griechen vor Troja. Der greise Seher Thestor, Vater des von der Nemesis verurteilten Priesters Kalchas,[A 2] versteht zu dem Betreff die Sprache der Götter nicht und kann nur für das Leben der griechischen Krieger hoffen. Orest und Elektra sorgen sich um ihren Vater Agamemnon, den Heerführer der Griechen gegen Troja. Die Sorge erscheint Thestor auch in anderer Hinsicht berechtigt. Königin Klytämnestra verfolgt ihre beiden Kinder Orest und Elektra, weil diese mit eigenen Augen sahen, was bei Hofe geschah: Die Mutter hat ihren Buhlen Aigisthos zu Unrecht zum König erhoben.

Agamemnon, „der mächtige Besieger Ilions“, kehrt, von Tyche wohlgeführt, „aus den Stürmen eines Blutmeers“ heim und erscheint „verhärmt, erdfahl und greisenhaft“ als Bettler in Lumpen; an seiner Seite Kassandra – Tochter des Priamos. Auf der Rückfahrt von Troja erlitten die Achäer Schiffbruch. Den „goldnen Raub“ aus Troja ließ Poseidon unwiederbringlich in den Fluten versinken.[A 3] Die Griechen können ihren König nicht erkennen. Thestor hält Kassandra für eine Phrygerin. König Agamemnon seinerseits hält die Tochter Elektra für ein Bauernmädchen. Er setzt die Griechen ins Bild. Troja ist „nur ein Haufen noch von grauer Asche“. Während sich Vater und Tochter endlich erkennen, wähnt Elektra, Iphigenie, die „schuldlos reine Jungfrau“, sei vom Vater in Aulis auf dem Altar gemordet worden. Agamemnon, der doch lediglich eine Hindin abgeschlachtet hat,[A 4] pflichtet der Tochter bei:

„… du siehst in mir
den Tochtermörder, der sich selbst verflucht …“[3]

Agamemnon gesteht wenig später Thestor, seit er die Tochter auf dem Altar geopfert habe, verfolge sie ihn als eine Empusa.

Klytämnestra erscheint. Als sie den Gatten endlich erkennen muss, fordert dieser die Beendigung ihres „sturzbachartigen Geplärrs“ und verlangt ein Bad. Das will sie ihm gerne richten. Thestor wirft der Königin ihre Versündigung mit Aigisthos vor. Darauf Klytämnestra unbeirrt: „In meiner Hand allein ist alle Macht“. Sie will ihre Tochter Iphigenie rächen. Darauf die Seherin Kassandra: Iphigenie lebe. Kassandra sieht klar in die Zukunft: „Ein Gatte fällt durch seiner Gattin Hand, ich aber durch das Messer ihres Buhlen!“[4] So kommt es. Klytämnestra erschlägt im Demetertempel, diesem „weltvergeßnen Heiligtum der Erdenmutter und Persephoneiens“, den König Agamemnon mit dem Opferbeil und Aigisthos ersticht Kassandra. Zuvor hatte die Seherin noch prophezeit, Orest werde seine Mutter Klytämnestra morden. Thestor nennt Aigisthos einen niederträchtigen Nichtsnutz und wird von dem Beleidigten mit dem Schwert durchbohrt.

Zitate

Rezeption

Adaptionen

Hörspiel

Ursendung als Hörspiel von Hanns Korngiebel am 28. Juli 1946 im DIAS West-Berlin (DIAS – Drahtfunk im amerikanischen Sektor).

Literatur

Buchausgaben

Erstausgabe:
Verwendete Ausgabe:

Sekundärliteratur

Anmerkungen

  1. Heinz Wolfgang Litten (* 14. Juni 1905 Halle (Saale); † 24. August 1955 in Ost-Berlin), Schauspieler und Regisseur, 1935/36 Oberspielleiter am Stadttheater Bern, dort später gastweise als Schauspieler und Regisseur (Notiz im Theaterlexikon der Schweiz).
  2. Als Agamemnon ein wenig später im Einakter auftritt, berichtet er Thestor vom Kriegsschauplatz Troja, dessen Sohn Kalchas habe „sich selbst entleibt“. Thestor nimmt es gelassen und erwidert seherisch: „Er ist … im Hades, wo wir alle uns nun bald in Nacht des ewigen Friedens wiederfinden.“ (Verwendete Ausgabe, S. 419, 7. Z.v.u.)
  3. Gegen Ende des Dramas berichtet Elektra noch von der glücklichen Heimkehr des Menelaos und der Helena im Korinther Hafen. Ihre Schiffen seien „fast bis zum Sinken angefüllt mit Sklaven, Purpur und Gold“. (Verwendete Ausgabe, S. 433)
  4. Siehe Ende des 5. Aktes in dem Stück Iphigenie in Aulis.

Einzelnachweise

  1. Marx, S. 247, 17. Z.v.o.
  2. Fiedler, S. 108, 10. Z.v.o.
  3. Verwendete Ausgabe, S. 413, 4. Z.v.u.
  4. Verwendete Ausgabe, S. 425, 8. Z.v.u.
  5. Verwendete Ausgabe, S. 419, 11. Z.v.o.
  6. Verwendete Ausgabe, S. 436, 16. Z.v.o.
  7. Fiedler, S. 111, 9. Z.v.o.
  8. Seyppel, S. 73, 12. Z.v.u.
  9. Sprengel anno 2012, S. 688, 4. Z.v.u.
  10. Sprengel anno 2012, S. 688, 1. Z.v.u.
  11. Agamemnons Tod Suhrkamp, Berlin 1948