Als Act of Parliament werden im englischen Sprachraum und vor allem in nach dem Westminster-System regierten Ländern Gesetze bezeichnet, die durch ein nationales oder regionales Parlament verabschiedet werden.

Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Nordirland

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Gesetzgebung

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Acts of Parliament werden als primäre Gesetze[1] durch das Parlament des Vereinigten Königreichs, seit deren Bestehen auch durch das Schottische Parlament und die Nationalversammlung für Wales, verabschiedet. Die Befugnisse des Parlaments des Vereinigten Königreichs sind im Acts of Union von 1800 festgelegt.[2] Dem Schottischen Parlament wurde das Recht zur Gesetzgebung durch den Scotland Act 1998 verliehen,[3] der Nationalversammlung für Wales durch den Government of Wales Act von 1998.[4]

Ein Gesetzentwurf (bill) wird zum Act of Parliament und zum Statute Law, wenn er vom Parlament mehrheitlich beschlossen wird und vom Monarchen bestätigt wird.

Klassifizierung

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Parlament des Vereinigten Königreichs

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Ein Gesetzentwurf durchläuft vor dem zweikammerigen Parlament des Vereinigten Königreichs folgenden Prozess bis zu seiner Verabschiedung:

Schottisches Parlament

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Im Schottischen Parlament, das nur eine Kammer hat, durchläuft ein Gesetzentwurf bis zur Verabschiedung als Gesetz folgende Stadien:

  1. Der Entwurf und seine Begleitdokumente - Erläuterungen, ein politisches Memorandum, das die Ziele darlegt, und ein finanzielles Memorandum - wird dem Parlament vorgelegt, dazu Erklärungen des Sprechers des Parlaments und des für den Entwurf verantwortlichen Parlamentsmitglieds, ob der Entwurf in die Zuständigkeit des Parlaments fällt.
  2. Im ersten Schritt wird der Entwurf von einem oder mehreren Parlamentsausschüssen geprüft. Dabei werden Zeugnisse der Urheber des Entwurfs und betroffener Gruppen gehört werden. Der resultierende Bericht wird im Plenum debattiert.
  3. Im zweiten Schritt geht der Entwurf an den Fachausschuss zurück und wird im Detail geprüft und wenn nötig korrigiert, ähnlich wie in der Committee stage eines dem britischen Parlament unterbreiteten Entwurfs.
  4. Im dritten Schritt wird der geprüfte und korrigierte Entwurf wieder dem Parlament vorgelegt. Jetzt besteht noch die Möglichkeit für weitere Änderungen, bevor der gesamte Entwurf nochmals debattiert wird, bevor das Parlament über seine Annahme abstimmt.
  5. Ist der Entwurf angenommen, beginnt eine Frist von vier Wochen, in der die Juristen der schottischen Regierung oder der des Vereinigten Königreichs ihn dem Obersten Gerichtshof vorlegen können, um zu entscheiden, ob er in der Zuständigkeit des Parlaments liegt. Danach legt der Sprecher den Gesetzentwurf dem Monarchen zur Bestätigung vor.

Andere Länder

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Gesetzentwürfe in Staaten des Commonwealth of Nations, deren Gliedstaaten sowie anderen Ländern, deren Regierungssystem an das des Vereinigten Königreichs angelehnt ist, durchlaufen mit regionalen Modifikationen ähnliche Prozesse. In den Commonwealth Realms bestätigt der Generalgouverneur in Stellvertretung des Monarchen angenommenen Gesetzentwürfe, wo wie in Indien oder Irland keine Monarchie besteht, übernimmt dies der Staatspräsident.

Irland

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Gemäß Artikel 50 der Verfassung von Irland galten alle Gesetze, die im Irischen Freistaat vor dem 29. Dezember 1937 galten, weiter.[15] Auf ähnliche Weise setzte Artikel 73 der Verfassung des Irischen Freistaates die Legislatur fort, die in Südirland galt.[15] Damit besteht in Irland eine über 800-jährige Kontinuität der Gesetzgebung, denn das derzeit älteste in Irland geltende Gesetz ist der Fairs Act von 1204.[16] Dies schließt einige Acts of Parliament (irisch Achtanna Parlaiminte) ein, die vom seinerzeitigen Parlament des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland erlassen wurden.

Die vom irischen Parlament erlassenen Gesetze heißen nach dem irischen Namen des Parlaments Acts of the Oireachtas (irisch Achtanna an Oireachtais).

Nachweise

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  1. Alisdair Gillespie: The English Legal System. Oxford University Press, 2013, ISBN 978-0-19-965709-4, S. 23 (google.co.uk).
  2. Union with Ireland Act 1800. 2. Juli 1800 (gov.uk).
  3. Scotland Act 1998. Her Majesty’s Stationery Office, 19. November 1998 (gov.uk).
  4. Government of Wales Act 1998. Her Majesty’s Stationery Office, 31. Juli 1998 (gov.uk).
  5. a b c d Robert Rogers and Rhodri Walter: How Parliament works. 6. Auflage. Pearson Longman, 2006.
  6. Private Bills in Parliament: House of Commons Background Paper. House of Commons Library, 7. Januar 2014;.
  7. Private Bills before Parliament 2016-17. Parliament of the United Kingdom, abgerufen am 20. September 2016.
  8. Hybrid Bills in current and previous sessions. Parliament of the United Kingdom, abgerufen am 20. September 2016.
  9. Cabinet Code of Practice
  10. Levy, Jessica: Public Bill Committees: An Assessment. Scrutiny Sought; Scrutiny Gained. In: Parliamentary Affairs. 63. Jahrgang, Nr. 3, Juli 2010, S. 534.
  11. Jon Lawrence: What is to be done with the second chamber? In: History & Policy. History & Policy, 1. Januar 2007, archiviert vom Original am 22. Mai 2013; abgerufen am 18. September 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.historyandpolicy.org
  12. Conventions of the UK Parliament. Report of Session 2005-06 Volume II. House of Lords, House of Commons. Joint Committee on Conventions, 31. Oktober 2006 (parliament.uk [PDF]).
  13. Parliament Act 1911. 18. August 1911 (gov.uk).
  14. Parliament Act 1949. 16. Dezember 1949 (gov.uk).
  15. a b Byrne, Raymond; McCutcheon, J. Paul; Bruton, Claire; Coffey, Gerard: McCutcheon on the Irish Legal System (5th ed.). Bloomsbury Professional, 2008.
  16. Statute Law Revision Act 2007. Roinn an Taoisigh, 1. Mai 2007 (irishstatutebook.ie [PDF]).